Mit Carmela unterwegs …

May 31, 2009

Nachtrag

Filed under: Uncategorized — Carmela @ 11:28 am

Bin dabei, Fotos ein Einträge reinzustellen. Guckt einfach mal nach ab dem 6. Februar.

May 27, 2009

DAS langerwartete Lebenszeichen von mir!

Filed under: Projekttagebuch — Carmela @ 2:48 pm

Ja, ich habe die Seite hier was vernachlässigt, und ständig kamen anfragen per Mail, was denn los ist, ob alles o.k. ist usw.

Es geht mir gut!

Eine Woche nachdem ich mit der Arbeit im Gefängnis hier in Cebu City angefangen habe, kam der erste Besuch aus Deutschland und zwei Wochen darauf der nächste. Zeitlich bin ich hier mehr eingespannt als in Olongapo City, was gewiss in erster Linie mit der Arbeit zu tun hat. Meine tägliche Aktivität mit den Jugendlichen muss vorbereitet werden, nachbereitet, und … es ist anstrengend! Zusammen mit meiner besten philippinischen Freundin Glenda, die alles immer live übersetzt – die Ärmste! – coachen wir unsere Jugendliche hinsichtlich schwieriger Situationen, wenn sie wieder draußen sind, wie z.B. Ängste, der Familie zu begegnen, den alten Freunden, von denen sie negativ beeinflusst wurden, erste Schritte, um den Wünschen (z.B. zurück zur Schule zu gehen) nachgehen zu können … oder sich einfach mal eingestehen zu können, träumen zu dürfen als junger Mensch. Es ist schon sehr interessant, wie total anders die Lebenssituationen und Wünsche philippinischer Jugendlichen ist im Vergleich zu denen unserer deutschen Jugendlichen. Generell ist man als junger Menschen gezwungen, viel schneller erwachsen zu werden. Von einem 17 Jährigen wird viel mehr erwartet, als bei uns im Lande, mehr Verantwortung, eine geringere Fehlertoleranz. Allgemein herrscht die Meinung, dass jeder für sich selbst verantwortlich ist, Umwelteinflüsse, natürliche Abhängigkeiten (wie z.B. Herkunft, politische Gegebenheiten etc.) werden weniger berücksichtigt. Vor allem ist das so im Gefängnis. Die jungen Menschen dort (15-19 Jahre) sehen sich als schlechte Menschen, und ihrer Meinung nach, haben sie es verdient, dort zu sein. Wenn sie unschuldig sind, wie bei einer unserer Teilnehmer, der lediglich zur falschen Zeit am falschen Ort war und bei den Polizeischüssen weggelaufen ist, wie alle anderen in dieser Situation, ist es halt der Richter und Gott, die entschieden haben, dass er nun seit 7 Monate im Gefängnis ist, und er akzeptiert es einfach. Eine Lobby hinsichtlich der Bewahrung von Menschenrechte haben sie nicht. Sie werden lediglich bedauert und Organisationen Spenden für das erste Jugendgefängnis in den Philippinen.

OSC ist das Vorzeigeprojekt der Gattin des Bürgermeisters Osmena hier in Cebu City. Alle sind sie so stolz, und von Tag zu Tag frage ich mich, warum eigentlich? Worin liegt der stolz??? Wahrscheinlich weil es das erste ist, dass Jugendliche von Erwachsene trennt – was in jedem Fall ein Erfolg ist! – und es in den letzten 2 Jahren keine erfolgreichen Ausbrüche gab. Es ist sauber dort und die Jugendlichen bekommen genug zu Essen. Schade ist jedoch, dass die Bürgermeisterin, Margot V. Osmena, nicht dafür sorgt, dass es ne echte Rehabilitation gibt. Eine Erfolgsgeschichte von einem ehemaligen OSC Residenten gibt es auch nicht. Lediglich durch die Kooperation mit den Salesianern Don Bosco gibt es ein Angebot für Holzarbeit, das einigen von denen ermöglicht, mit diesem Zertifikat draußen sich auf dem Arbeitsmarkt zu bewerben. So was psycho-soziale Dienste, Vorbereitung für eine Reintegration (auch mit den Familien) gibt es leider nicht. Nach fast drei Monaten sind Glenda und ich die einzigen und waren bislang die einzigen, die jeweils mit Jugendlichen annähernd etwas in dieser Richtung tun. Und sie sagen, dass es eine echte Gelegenheit ist, einfach über Probleme, Ängste, Herausforderungen zu reden.

Vor ca. drei Wochen bin ich dann leider auch mit einer unbedachten Intervention negativ aufgefallen, was eine Woche Arbeitsverbot die Folge hatte. Innerhalb eines Rollenspiels habe ich die Instruktion gegeben, über das Thema, wie man von hier aus flüchten könnte. Mein Ziel war, die Gruppe ein bißchen in Bewegung zu bringen, heraus zu bekommen, ob sie bei jedem Thema autoritätshörig alles tun, was man ihnen sagt. Und siehe da, sie sagten alle zu der Leiterin im Rollenspiel, dass sie diesen Vorschlag nicht für gut heißen, und einige sagten, dass sie lieber dort drinnen bleiben möchte, weil das Leben draußen zu schwierig ist.

Erst zwei Tage später habe ich erfahren, dass das Wort „Escape“ (Flucht) ein NO-NO ist dort. Zu spät, denn schon nach der Aktivität hat einer der Wächter ganz brav das an die Gefängnisleitung weiter geleitet mit den O-Worten: „Die beiden Mädels ermutigen die TeilnehmerInnen, zu flüchten!“ Er hatte lediglich das Wort „Flüchten“ mitbekommen und war natürlich in heller Aufregung. Einen Tag später haben wir gemerkt, dass mit unseren Jugendlichen irgendwas nicht in Ordnung ist und haben über alles gesprochen, weil zwischenzeitlich einige von denen interviewt worden sind von der Leitung. Desweiteren wurden die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. An einem Morgen, als wir ankamen, durften wie nicht, wie sonst, sofort durchgehen, wo wir mit den Jugendlichen arbeiten, sondern mussten schön brav im Eingangsbereich warten, bis das O.K. von der obersten Leitung da war. Schon komisch, auf einmal als das Sicherheitsrisiko schlechthin behandelt zu werden, und als Kriminelle, die das ganze System ins Wanken gebracht hat. Daraufhin haben wir eine Rückmeldung an die Stellvertreterin gegeben, was genau vorgefallen ist, und in welchem Zusammenhang das verbotene Wort ausgesprochen wurde, und vor allem, wie die Jugendlichen reagiert haben. Wiederum einen Tag später haben einige unserer Jugendlichen uns ganz komische Fragen gestellt, die nur von Erwachsenen kommen können und uns klar war, dass sie gecoacht wurden, um uns diese Frage zu stellen. Daraufhin haben wir um ein Gespräch mit der Gefängnisleitung gebeten, was etwas gedauert hat. In der Woche zwischen dem Vorfall und dem Gespräch ging es ganz normal weiter mit der Aktivität, als wäre nie was vorgefallen. Das hat uns gezeigt, dass von Seiten der Jugendlichen wieder soweit alles in Ordnung war. Bevor wir mit der Leiterin vom Gefängnis sprechen durften, mussten wir erst mit Pater Eugene von Don Bosco sprechen, der für das Training im Gefängnis verantwortlich ist. Weil letzten Endes Don Bosco das alles verantwortet. Ich musste dann das ganze Modul meiner Aktivität vorstellen, mit Zielen, erwarteten Verhalten der Jugendlichen, Art und Weise, Methodik etc. Und siehe da, es stellte sich dann heraus, dass Don Bosco sich bislang nicht getraut hat, mit solch einer Aktivität ins Gefängnis zu gehen! Alles, was mit Arbeit an der Person zu tun hat, ist Sache des Gefängnisses bzw. des Sozialamtes. Da ich jedoch schon damit angefangen habe und Pater Eugene eingesehen hat, dass eine Notwendigkeit besteht, in dieser Richtung was mit den Jugendlichen zu tun, haben wir eine Vorgehensweise überlegt, um mit der Leitung wieder gut zu stehen. Sagen wir mal so, ich habe mich dafür entschieden, mit OSC zu kooperieren – es sei denn, sie hätten mich ganz raus geschmissen – weil es letzten Endes was Gutes ist für die Jugendlichen.

Alles lief dann gut bei dem Gespräch mit der Gefängnisleiterin. Ich habe mich oft gefragt, was ich denn nun daraus gelernt habe … sovieeeeeeeeeel …

Philippinos geben keine Rückmeldung, ich hätte Jahre warten können, bis auch nur einer von den Wächtern mich um eine Klärung gefragt hatte, was denn geschehen ist, wie denn der ganze Zusammenhang ist. OSC hat eine militärische Struktur! Es spielt keine Rolle, ob man was verstanden hat oder nicht, es reicht der Verdacht, um etwas nach oben weiter zu geben, und das ist das vorgesehene Protokoll! Wie konnte ich auch mit meinem basisdemokratischen Firlefanz erwarten, dass das in einem philippinischen Gefängnis auch nur irgendeine Rolle spielt! … Halt, doch! Bei den Jugendlichen innerhalb unserer Aktivität. Don Bosco ist sehr zögerlich! Ich weiß, dass das OSC politisch ein sehr heikles Thema ist, weil es viele gibt, die es nicht gut heißen, dass jugendliche Strafgefangene hier im Lande eine andere Behandlung erhalten als Erwachsene, deshalb wird OSC von vielen beobachtet. Wäre nach unserer Aktivität einer geflüchtet, hätte das eine riesige Welle ausgelöst, angefangen mit der Leitung, die dann arbeitslos geworden wäre, bis hin zu einigen Wärtern; Don Bosco hätte wahrscheinlich nicht mehr kooperieren dürfen … und wer weiß, was noch alles. Mir wäre nix passiert, denn ich bin ja „Volunteer“ und außerdem, hat uns keiner am Anfang auch nur annähernd darüber informiert, was die Regeln und Verbote sind.

Ich wünsche mir jedoch, dass Don Bosco sich mehr auf dieser politischen Ebene bewegt. Die selbst versuchen auch eine Erfolgsgeschichte zu erhalten, von ehemaligen Residenten, die bei den Salesianern dann das Ausbildungsprogramm durchlaufen. Jedoch bislang ohne Erfolg! Meines Erachtens liegt es vor allem darin, dass sie nicht im Gefängnis selbst ein Programm haben, dass die Jugendliche auf die Reintegration vorbereitet. Don Bosco hätte das Know-How, jedoch haben trauen sie sich nicht, weil sie befürchten, dass zu viele andere Regierungspersönlichkeiten ihre Finger mit im Spiel haben würden. Es wäre auf jeden Fall ein Versuch wert!

Pater Eugene hat mir empfohlen, Abstand davon zu nehmen, Wärtern zurück zu melden, dass sie mich gerne direkt anfragen können, wenn sie was nicht verstehen, oder was auffallend ist. „Ach, das ist jetzt vorbei! Mach es lieber nicht!“ – sagte Pater Eugene nur zu meinem Vorschlag. Is ja so einfach gesagt, wenn wir so ticken, dass wir ganz offen und frei von Leber sagen können, wenn uns was wichtig ist. Es wurmt mich total, dass die ganze Kommunikationsstruktur hier alles so schwierig macht. Mein Vorfall hat mir lediglich gezeigt, dass es gar nicht um die Jugendlichen geht, sondern um ein Politikum!

Das Gute ist, dass Father Eugene mich gebeten hat, mit der zuständigen Projektleiterin für deren geplantes Nachsorgeprogramm zu sprechen, um meine „Innenerfahrungen“ mit in die Überlegungen zu bringen.

Puh! Das war jetzt was viel! Werde in den kommenden Tage ein wenig mehr erzählen, über meine Erfahrungen hier im Jugendgefängnis OSC, auch mit Bildern. … Und ich werde die Bilder von der Tour noch reinstellen, denn die sind echt atemberaubend!

Macht’s gut, meine Lieben! Keine Sorgen machen, denn mir geht’s wirklich gut!

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