Mit Carmela unterwegs …

September 16, 2008

Hilfe, ich habe einen Overflow!

Filed under: Projekttagebuch — Carmela @ 12:59 pm

Heute hatte ich den ganzen Tag lang „orientation“ und wurde allen Büros der verschiedenen Programme von PREDA vorgestellt und habe ganz viel erzählt bekommen und konnte meinerseits meine Fragen los werden. Das ist alles total spannend!

Morgen werde ich das erstemal mit den Kindern in den beiden Heimen Kontakt haben, wenn die ihr Programm haben. Meinen Terminplan bis Sonntag habe ich schon. Generell hab ich Wochenende frei, jedoch jetzt in den ersten beiden Wochen, wo ich alles einmal kennen lernen soll, sind auch die Wochenenden dabei. Ganz interessant finde ich z.B., dass ich sowohl mit den Jungs wie auch mit den Mädchen (getrennt) Waschen gehen werde, d.h. Wäsche waschen. Die Älteren von denen lernen, wie man seine eigene Wäsche macht, denn Waschmaschinen kann sich ja keiner leisten. Es gibt zwei Heime, eines mit z.Z. 44 Mädchen zwischen 8-18 Jahren, die alle entweder häusliche Gewalt, sexuellen Missbrauch oder aus der Sexindustrie kommen. Im Heim der Jungs sind z.Z. 63, von denen die meisten im Konflikt mit dem Gesetzt stehen. Das heißt, die meisten von ihnen stammen aus den Gefängnissen aus Manila und andere sind Straßenkinder, die PREDA aufgenommen hat, und andere wiederum sind ebenfalls aus der Sexindustrie entflohen oder häuslicher Gewalt. Es wird strikt darauf geachtet, dass die Jungs und Mädels getrennt ihre Programme haben. Größere Events sind jedoch gemeinsam. Ziel ist eine Familienzusammenführung, sofern das möglich ist. Die meisten bleiben 18 Monate hier, außer diejenigen, die keine leiblichen Eltern mehr haben oder nicht auffindbar sind. Diese werden dann auf ein selbständiges Leben hin vorbereitet. PREDA arbeitet auch mit den Familien zusammen und es gibt Familientherapien und Konsultationen. Nach der Zusammenführung sind die Familien und die jeweiligen Jugendlichen weiterhin unter Beobachtung, um die Entwicklung weiter zu verfolgen. Die meisten Eltern sind kooperativ, einige wenige Fälle lassen eine Zusammenführung jedoch nicht zu, vor allem wenn sich die Familiensituation nach einer Misshandlung nicht gebessert hat, damit das Kind wieder zurück nach Hause kann. PREDA leitet weiterhin die juristischen Angelegenheiten ein und begleiter die Kinder während des ganzen Prozesses. Im Falle der Mädchen ist PREDA Kläger und bei den meisten Jungs Angeklagte.

Hier wird übrigens mit der Stechuhr gearbeitet und auch wenn ich eine Volunteer bin, gilt dies auch für mich – was ich gut finde, damit die Verbindlichkeit auch deutlich sichtbar ist. Bei Verspätungen gibt es 20 (30 Cent) Peso Strafe, und wenn man einen Tag lang fehlt 50 Peso (74 Cent). Jeden Morgen um 8 beginnt die Arbeit mit dem Daily-Meeting (Tägliches Treffen), bei dem die ganzen updates kommuniziert werden. Von 12-13.30 Uhr ist dann Mittagspause und dann geht es bis 17 Uhr weiter, es sei denn es gibt besondere Aktivitäten. Jeden Tag muss ich einen Bericht schreiben und alle am Freitag übergeben. Einmal in der Woche habe ich Reflexionstreffen. PREDA ist sehr stark daran interessiert, den Perspektive von Außen zu hören, um nicht ständig im eigenen Saft zu schmoren und mögliche Veränderungen voran zu treiben.

Ich muss mich noch mit den ganzen Abkürzungen vertraut machen, sowohl für die verschiedenen Departments, wie auch für die Personen. Father Shay Cullen ist zum Beispiel FSC. Also, wenn Father Shay Cullen wieder aus Irland zurück ist im Oktober, werde ich ein Meeting mit FSC haben.

Ich bin ja mal gespannt, wie das wird, denn geregelte Arbeitszeit bin ich ja nun gar nicht gewohnt!

Also, der Tag war gut gefüllt und ich habe einen kleinen overflow (Überfluss) an Informationen. Bin aber sehr zuversichtlich, dass sich das mit den konkreten Begegnungen hier legen wird, denn dann habe ich einen besseren Einblick in das Ganze und im Einzelnen.

Nächsten Monat werde ich mit dem REACT Team (Rescue every child today) nach Manila in verschiedene Gefängnissen gehen, um unter 15 Jährige aufzusuchen, denn nach dem neuen Gesetzt, dürfen diese nicht im Gefängnis sein. Erst dieses Jahr hat sich die Altersgrenze verschoben. Davor waren es 9 Jahre! Das Problem ist, dass diese laut Gesetz in Rehabilitation sollen, jedoch hat der Staat nur wenige von diesen, so dass sie entweder im Gefängnis zusammen mit Erwachsenen oder in Untersuchungshaft der Polizeistellen sind.

Nach der Arbeit war ich zum ersten Mal im Zentrum der Stadt und Junge aus dem Boys‘ Home hat mich begleitet, weil ich ja schließlich nicht verloren gehen soll. Das ist hier ne Order von der Guest-Relation Officer, die selbst eine PREDA Stipendiatin war und einen philippinsch-amerikan. Background hat, dass Volunteers einen „Bodyguard“ zur Seite bekommen, wenn sie das erste Mal alleine irgendwohin gehen oder fahren.

O.k., ich muss gleich mal meinen Report (Bericht) schreiben.

Ich habe gehört, dass es ein wenig kälter bei Euch wird! Finde ich nun gar nicht toll!

Liebe Grüße,

Eure Carmela.

4 Comments »

  1. Hallo Carmela,
    ich liebe deine ‘Verschreiber’, oder soll es wirklich heißen: er … ‘hat mich begleitet, weil ich ja schließlich verloren gehen soll’?!? Ich will ja wohl nicht hoffen, dass man es dort wirklich darauf anlegt, dass du verloren gehst ;-)
    Hoffe, dass es dir gut geht und find’s echt klasse, dass wir durch deine Homepage so viel von deinen Erlebnissen auf den Philippinen mitbekommen können!
    Gaaanz liebe Grüße
    Heike

    Comment by Heike — September 16, 2008 @ 3:18 pm

  2. Liebe Camela,habe grade deine berichte der letzten tage gelesen und die dias angeschaut du hast ja schon viel erlebt in den 3 wochen ich wünsche dir für deine kommende arbeit alles erdenklich gute, interessant wie viele frauen am gottesdienst beteiligt sind gestern war ich in köln zur vorbereitung für die frauenwallfahrt 2000 frauen haben sich angemeldet da können wir frauen mal unseren glauben offen zeigen deine fotos über deine familie sind ja einmalig wie groß ist eure familie? Alles gute bis neulich hanni

    Comment by Hanni Hölscher — September 16, 2008 @ 4:47 pm

  3. hallo hanni,
    oh, dann muss ich das mal korriegieren! nene, natürlich das gegenteil ist der fall. die passen immer sehr gut auf einem auf.
    meine familie mütterlicherseits ist bestimmt … um die 200 leute starkt, denn allein meine mutter hatte 14 geschwister. väterlicherseits etwas kleiner, ca. 40.
    2000 is ne starke zahl! ja, hier sind die frauen auch die tragenden in der gemeinde und die weiblichen ehrenamtlichen sind auch hier am meisten vertreten.
    dir auch weiterhin alles gute und liebe grüße!
    carmela.

    Comment by Carmela — September 17, 2008 @ 12:53 pm

  4. so geht’s aber nicht; carmela: ich(!) mache dich auf deinen lustigen schreibfehler aufmerksam und du antwortest einfach jemand anderem darauf :-( ;-)
    trotzdem nochmal liebe grüße von mir!
    Heike

    Comment by Heike — September 17, 2008 @ 7:54 pm

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