Mit Carmela unterwegs …

September 17, 2008

Ein voller Tag …

Filed under: Projekttagebuch — Carmela @ 4:40 pm

Ich hatte ja darüber berichtet, dass es Strafen für’s Zuspätkommen gibt. Nein, ich war heute Morgen nicht zu spät!!! Ich habe das Gefühl, dass entweder meine Koordinatorin mir nicht die ganze Wahrheit gesagt hat, oder es gibt so etwas, wie einen zeitlichen Spielraum für die Mitarbeiter, denn ich habe um kurz vor acht gestempelt und war die erste. Das tägliche Mitarbeiter-Meeting sollte ja um 8 schließlich anfangen. Da ich was verwirrt war, hab ich einfach gefragt, ob das Meeting Heute ausfallen wird. Und sie mich verwundert angeschaut hat und meinte, dass immer Meeting sei. Nach meiner Nachfrage, ob es denn nicht um 8 Uhr sei, meinte sie einfach nur lächelnd: „Ach, Du weißt doch … !“ So bin ich noch ein wenig über den Flur gewandert, und habe so beobachtet, wie nach und nach die Mitarbeiter eintrudelten. Ich glaube, es gibt en zeitlichen Spielraum, denn sonst müssten alle für Heute Strafe zahlen, außer ich natürlich.

Nachdem ich mich dann in den Meeting-Raum gesetzt habe – ich war um 8.20 immer noch alleine, kamen so nach und nach die Mitarbeiter und irgendwann fing es dann auch schon an. Habe gar nicht so den Anfang mitbekommen … so mit Begrüßung. Die Moderation routiert immer. Es gibt einen kurzen Überblick, was am Tag und in den kommenden bis Freitag statt findet, dann gibt’s Rückmeldungen vom vorherigen Tag und am Ende werden die „Neuen“ vorgestellt, zu denen ich dann auch gehöre, und abschließend gibt’s eine Bibellesung mit einer kurzen Meditation darüber und abschließendem Gebet. Da die Mitarbeiter alle College-Absolventen sind, können die auch ziemlich gut Englisch, jedoch ist es für die ungewohnt, eine längere Zeit Englisch zu reden, es kommt dann so was wie Taglisch dabei raus (Englisch-Tagalog-Mix). Mir zu Liebe haben die dann das ganze Meeting auf Englisch gehalten, wobei ich am Ende dann gesagt habe, dass sie das auch in Taglisch oder Tagalog machen können. Wenn ich mal was nicht verstanden habe, kann ich ja nachfragen. Gestern wurden zwei Jungen aus der Untersuchungshaft gerettet und die Kampagne gegen den Bau eines koreanischen Kohlkraftwerk läuft gut an. Um kurz vor neun war das Meeting auch schon vorbei.

Dann habe ich das erste Mal die sog. Nicht-formale Erziehung der älteren Jungs mitbekommen. Die meisten sind zwischen 13 und 17 und haben nie oder nur für ein paar Jahre eine Schule besucht. Da die dies nun nicht mehr nachholen können, bekommen die hier Unterricht, deshalb heißt es nicht-formal. Das sind richtige Straßenkids! Zwei Tutoren haben im Wechsel den Unterricht gehalten, und Heute ging es um Recycling und, wie man mit Müll umgeht. PREDA ist sehr umweltbewusst, und da der Müll ein großes Problem auf den Philippinen ist, erziehen die die Kinder und Jugendlichen dazu, bewusster damit umzugehen. Eigentlich das, was wir schon lange tun, jedoch ist das hier noch sehr sehr unterentwickelt. Die Jungs haben jedoch alles interessiert aufgenommen und haben gut mitgemacht. Am Ende sollten die noch eine schriftliche Aufgabe erledigen, wobei es Ihnen freigestellt war, zu schreiben oder zu malen, weil manche von denen eben nur ganz wenig oder schlecht schreiben können. Eigentlich sollte ich nach dieser schriftlichen Aufgabe noch was zu meinen Erfahrungen mit dem Thema erzählen, jedoch ist es nicht mehr dazu gekommen, weil mich das HR Department (Human Rights – Menschenrechte) schon erwartete. Das ist so die Abteilung, die allen Menschenrechtsverletzungen, die sie mitbekommen und beim Aufsuchen entdecken, verfolgen. Deren Team hat auch Gestern die beiden Jungs aus der Umgebung hier nach PREDA geholt. Mit einer von denen bin ich dann so gegen 11 Uhr zum Ernährungsprogramm gefahren, das PREDE in Zusammenarbeit mit einer Grundschule hier hat, auf der auch die jüngeren Kinder von PREDA gehen. Die Schule ist am Anfang des Schuljahres auf PREDA zugekommen, weil sie bemerkt haben, dass sehr viele der Erstklässler fehlen. Daraufhin haben Mitarbeiter die Kinder zu Hause besucht und erfahren, dass die Kinder aus den ärmlichsten Verhältnissen kommen und kein Frühstück mitbekommen, wenn sie zur Schule gehen und unterernährt oder falsch ernährt werden. In Absprache mit den Eltern nehmen 25 Kinder an diesem Feeding (Ernährung) Programm teil. Die sind alle so klein und dünn … Die Mitarbeiterin von der Menschenrechtsabteilung sagte mir, dass die Kinder auch erst einmal lernen mussten, mit Messer und Gabel umzugehen, weil die noch mit den Fingern gegessen haben. Die haben Probleme, Gemüse zu essen, weil sie das nicht kennen. Viele bekommen zu Hause Reis mit Milch in Pulverform oder mal einen Hotdog. Jeden Tag bekommen die Kinder also das Mittagessen und eine Zwischenmahlzeit. Das Programm ist noch ganz am Anfang und man ist am Überlegen, wie sie die Eltern einbeziehen können. Das Problem ist, dass die Eltern aufgrund ihrer Wohnverhältnisse keine Möglichkeit haben zu kochen, geschweige denn Geld haben, was Vernünftiges einzukaufen. Um halb eins waren wir dann wieder im Zentrum und um 13 Uhr sollte es auch schon wieder weiter gehen für mich.

… und zwar nach oben auf den Berg zum Boys‘ Home (Heim für die Jungen). Die waren gerade entweder Siesta am machen oder am Basketball Spielen. Ein Tutor vom Vormittag hat mich dann durch die Räumlichkeiten geführt. Es ist sehr sehr einfach hier und die meisten Jungs schlafen auf einer Schaumstoff-Matratze ohne Bezug. Warum, hab ich noch nicht in Erfahrung bekommen. Um kurz vor zwei wurden alle, die keinen Küchendienst hatten versammelt und gemeinsam sollte die Umgebung vom Unkraut befreit werden. Das war vielleicht ein Akt, die in drei Gruppen einzuteilen. Es sollte bis drei abgezählt werden, aber einige machten sich einen Joke draus, andere haben das verpennt und andere wollten einfach nicht. So nach 15 Minuten war das dann erledigt. Mir ist aufgefallen, dass die Jungs extrem klein sind. Da gibt es einen 15jährigen und sieht aus, wie 10. Der Tutor erklärte mir, dass das die Folgen vom Klebstoff-Schnüffeln sei. Viele von denen haben vernarbte Arme und Beine, denen fehlen schon Zähne oder die sind extrem schlecht, und manche sind in der Entwicklung weit hinten. Ich bin dann mit einer Gruppen und nem Tutor nach draußen und wir haben einen Teil des Weges nach unten zum Zentrum vom gejätet. Das war vielleicht ein Akt, denn die haben keine Lust, und hören einfach auf, oder setzen sich hin, klettern auf die Bäume. Der Tutor musste die immer wieder motivieren. Ich habe einfach vorbildhaft schön gearbeitet und bin so schmutzig dabei geworden, weil durch den vielen Regen alles sehr vermatscht ist. Die Jungs haben mir immer wieder zu geguckt und gefragt, ob ich o.k. sei. Und ich sagte immer (auf Tagalog): „Ja, und Du? Bist Du schon fertig?“ Dann haben die nur gegrinst und ihre Arbeit wieder aufgenommen. Also, das sind vielleicht Früchtchen! Die haben nie eine Erziehung erhalten, weil es die Eltern nicht interessiert hat. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die im Konflikt mit dem Gesetzt sind. Die meisten sind doch sehr kontaktfreudig und zuvorkommend. Da ich Morgen mit denen Wäsche waschen gehe, werde ich ein paar Fotos machen, damit Ihr die mal kennen lernt.

Den Rest des Nachmittags habe ich damit verbracht, die Dokumentationen über PREDA und Father Shay Cullen zu gucken. Hoch interessant. Einige von denen, habe ich im Bereich Videos eingestellt. Es geht eben um die Gefängnis-Kinder, die minderjährigen Mädchen in der Sexindustrie und missbrauchten Kinder. Das geht einem schon sehr Nahe …

Um kurz nach 18 Uhr war meine Arbeit dann zu Ende. Und ich fühlte mich ein wenig geschlaucht. Da der Tag so voll war und ich einen Termin nach dem anderen hatte, konnte ich mich weder zur Mittagspause noch am Ende der Arbeit ausstempeln, denn das Büro war schon zu, wo man das macht.

Ich bin dann noch in die Stadt gefahren, um mir Waschseife und so Zeug zu kaufen, die die Wäsche gut riechen lässt, denn schließlich will ich für Morgen vorbereitet sein. Übrigens, es gibt hier keine Großpackungen an Waschmittel. Alles ist hier portioniert in kleinen Päckchen, sieht aus wie Probepackungen bei uns. Und die Waschseife hat kleine Körner. Sowas benutzt man auch zum Spülen. Zahnpasta gibt’s sowohl in der Tube, als auch in den kleinen Päckchen. Das hat damit zu tun, dass viele sich nicht ne ganze Tube leisten können, denn eine kleines Päckchen kostet 10 Peso (15 Cent). Ähnlich ist das dann auch mit Shampoo, Gel und sonstigen Pflegemitteln. Ich bin dann auch alleine mit dem Jeepney in die Stadt gefahren.

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