Mit Carmela unterwegs …

September 25, 2008

Das PREDA-Rettungsteam – eine der schönsten Berufe der Welt!

Filed under: Projekttagebuch — Carmela @ 1:25 pm

Um 5 Uhr morgens sollte es losgehen nach Manila, um 4 Kinder zu holen. Es wurden dann 5.30 Uhr, was ja noch o.k. ist. Zwei Mitarbeiterinnen und ich warteten in der Stadt auf den Minibus mit den anderen vom Team. Die Fahrt dauert ca. 4 Std. je nach Verkehrslage, und zweimal in der Woche fährt das Rescue-Team (Rettungsteam) nach Manila. Entweder erhalten die von SozialarbeiterInnen in den verschiedenen Einrichtungen (Jugendstrafanstalt od. Sozialamt oder Gefängnissen) die Informationen, dass Minderjährige dort untergebracht sind oder das Team sucht welche auf, indem sie regelmäßig diese Einrichtungen besuchen, um die Situation zu beobachten. Heute sollten zwei Straßenkinder beim Sozialamt, eines aus dem Gefängnis und ein anderes aus der Untersuchungshaft geholt werden. Diejenigen, die ein Delikt begangen haben, benötigen einen Gerichtsbeschluss, dass sie bei PREDA untergebracht werden sollen.

Erste Station war eine staatl. Jugendstrafanstalt (von denen gibt’s nur ganz wenige, was das eigentlichte Problem ist, so dass so viele Minderjährige im Gefängnissen sind) mit 12 Jungen und 1 Mädchen. Von Mord, Drogenbesitz bzw. -handel bis Diebstahl war alles vertreten. Die Jugendliche sind zwischen 15-17 Jahren. Die Mitarbeiterinnen von PREDA haben über ihre Stiftung erzählt und sozusagen Werbung gemacht. Dann wurden noch Getränke und Plätzchen an die Jugendlichen verteilt bevor wir dann durch alle Räumlichkeiten geführt wurden. Die Fotos dazu werde ich noch einstellen. Also, das sind schon Verhältnisse, die sich wirklich keiner wünscht. Nicht alle in Betten, geschweige denn auf Matratzen. Dies hat auch damit zu tun, dass die Jugendlichen diese allzu oft zerstören, so dass sie SozialarbeiterInnen keine mehr heraus rücken.

Danach haben wir das Sozialamt eines Stadtteils von Metro Manila besucht, bei dem wir zwei Brüder abholen sollte. Es war jedoch nur der Jüngere (12 Jahre) da, und er fieberte schon seit Tagen, dass er endlich nach PREDA kommen darf. Für ein Straßenkind sah er äußerst sauber aus – wohlmöglich hat er die saubersten Sachen angezogen, die er besitzt. Er hat zwar noch einen Vater, jedoch kümmert dieser sich nicht um die Kinder, so dass sie auf der Straße sind. Der ältere Bruder wollte nicht mehr mitbekommen, deshalb ist er auch nicht erschienen. Die Straßenkinder müssen schon freiwillig mit nach PREDA kommen. Wir sind anschl. mit ihm erst einmal Mittagessen gegangen bei Chowking und plötzlich tauchte ein Freund von Manuel auf – auch Straßenkind -, der am Morgen erfahren hat, dass Manuel nach PREDA gehen wird. Ganz kurz entschlossen fragte er, ob er auch mitkommen dürfte. Eine der PREDA Mitarbeiterin ist mit ihm nochmal zurück zum Sozialamt, um die Papiere zu erledigen. Ragie ist ein Straßenkind, so wie wir uns das vorstellen. Beide haben erst einmal genüsslich zu Mittag gegessen und waren die ganze Fahrt über total quirlig drauf und total aufgedreht.

Auf dem Weg zu einem Gefängnis haben wir dann per SMS (hier wird übrigens alles per SMS geregelt, weil’s so günstig ist) erfahren, dass der Junge abgehauen ist, als er bereits im Büro gewartet hat. Wie ungeschickt müssen die dort sein, dass so was überhaupt passieren kann! Wie auch immer, wohlmöglich ist es auch eine Frage der Zeit, dass dieser Junge wieder dort landet und dann die Chance hat, zu PREDA zu kommen.

Letzte Station war die Polizeistation von Caloocan (am Rande von Metro Manila). Während der Junge rausgebracht wurde, haben wir die Möglichkeit ergriffen, um mal in die Zelle rein zu schauen. Da waren bestimmt 15 männl. Erwachsene und nie hätten die alle auf dem Boden schlafen können, so klein war das, und in der Ecke war das Klo. Der Chef der Polizeistation beobachtete uns ganz genau, denn ihm waren die ganzen Fragen der Mitarbeiterin sehr unangenehm. Diese Station ist schon seit längerem auffallend, weil die Zelle eindeutig zu überfüllt ist. Der Junge, den wir von da mitgenommen haben, ist seit über drei Wochen dort. Er wusste gar nicht, dass wir kommen werden, um ihn mitzunehmen, die Polizeistation schon, jedoch haben die ihn nicht davon unterrichtet. Deshalb hat eine PREDA Mitarbeiterin erst einmal lange erklärt, was PREDA ist und was ihn erwarten wird. Auf der Rückfahrt hat man echt gemerkt, dass er sehr irritiert war über die ganze Aktion. Wir haben dann seine Mutter angerufen, die zwar wusste, dass er zu PREDA soll, jedoch wusste sie auch nichts von dem genauen Datum. Sie war total aufgelöst, weil sie gerade bei der Polizeistation war, um ihren Sohn zu besuchen, und plötzlich war dieser nicht mehr da. Die Mitarbeiterinnen haben sie jedoch beruhigen können und ihr gesagt, dass sie ihren Sohn in der kommenden Woche beim Gericht sehen wird und man dann über Besuchsmöglichkeiten sprechen könne. Generell können die Eltern immer ihre Kinder dort besuchen. Wir haben vor der Polizeistation noch Fotos gemacht, und schwups kamen alle Polizisten aus ihren Büros heraus gekrochen und wollten mit auf’s Foto. Ganz seltsam ist das, denn vorher waren die alles andere als hilfsbereit und plötzlich tut man so, als wären wir auf ner Grillparty und machen ein paar Erinnerungsfotos.

Gegen 21 Uhr waren wir wieder zurück in Olongapo. Ich fand es super toll, dabei gewesen zu sein, und habe gemerkt, dass das Rescue-Team wohl eines der schönsten Berufe der Welt hat! Es ist fantastisch mitzubekommen, wenn Kinder sich freuen mit nach PREDA zu kommen, und wie warmherzig diese von den Mitarbeiterinnen empfangen werden.

Alle Fotos vom Tag werden noch hier gepostet.

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