Alltag
Im Bereich Fotos habe ich mal ein paar Eindrücke von meinem neuen Zuhause rein gestellt. Fotos von draußen kommen noch. In der Regel stehe ich so gegen 7 Uhr auf und bin zwischen 7.45-7.55 Uhr im PREDA Zentrum. Da es in den letzten Tagen wenig oder gar nicht geregnet hat, komme ich meistens Schweiß gebadet dort an, wobei mir diese Vaviante lieber ist, als dass ich vom Regen und dem Kanalisationswasser schmutzig und nass meine Arbeit beginne. Wenn das jedoch der Fall sein sollte, dann wasche ich mir im Zentrum zunächst die Beine und Füße und gönne mir eine Desinfektionskur. Seit ich hier bin, trage ich immer nur Flip-Flops, auch wenn es so stark regnet, denn ich habe keine Lust, mir die Schuhe so schmutzig zu machen und ständig zu waschen, außerdem, ist es unangenehm in nassen Schuhen den ganzen Tag zu verbringen. Und Füße kann man leicht waschen und trocknen schnell. Davon mal abgesehen, ist es einfach zu warm für feste Schuhe. Einmal hat es morgens schon so stark geregnet, dass die meisten Mitarbeiter in Sportsachen zur Arbeit kamen und total durchnässt von oben bis unten. Wir sahen alle aus, wie Straßenkinder. Man passt sich halt den Witterungsverhältnissen an, und bei sintflutartigem Regen macht es keinen Sinn, normale Sachen zu tragen. Meistens komme ich gegen 18 Uhr bei mir zu Hause an, weil ich noch ein paar Einkäufe anschl. erledige. Dann ist es auch schon stock duster. Jeden Tag wird es um die gleiche Zeit dunkel (ca. 18 Uhr), dafür ist es morgens ab 5 Uhr schon hell. Alles fängt hier sehr früh an und selbst in der Nacht hat man das Gefühl, dass die Stadt nie schläft. Die Tricycle und Jeepneys fahren 24 Std. lang und ständig hört man die auf der Straße. Nachts krähen immer irgendwelche Hähne in der Nachbarschaft und neuerdings stellt ein Geflügel Verkäufer seine Hähne vor 7 Uhr vor unseren Haus in einzelnen Käfigen entlang der Straße auf. Als er das das erste Mal gemacht hat, hab ich mich morgens so gegen 6.30 Uhr gewundert, warum das Gekrähe der Hähne so laut ist, bis ich dann aus dem Fenster geguckt habe, und die prachtvollen Hähne unten vorm Haus entdeckt habe. Bei Gelegenheit mache ich davon auch mal Fotos. Alles läuft hier was langsamer und man braucht für alles ganz viel Zeit, vor allem, wenn man durch die Gegend fährt. Ein Bus braucht für die Strecke von ca. 300 km 7 Stunden! Es gibt hier auf Luzon nur wenige Autobahnen und der Rest ist Landstraße. Was bei uns in Deutschland die Züge sind, wird hier von den Bussen erledigt. Man stelle sich das so vor, dass ab 4 Uhr morgens jede Stunde bis 8 oder 9 abends Busse nach Münschen fahren. Man reserviert nicht, denn das gibt’s für Busse nicht, und zahlt entweder am Schalter oder im Bus selbst. Bislang habe ich nur eine Zugstrecke entdeckt, und zwar die innerhalb von Metro Manila.
Ach, ja, übrigens hat das Weihnachtsgeschäft hier schon seit Wochen begonnen. Und das ist hier echt heftig! Auf Pop gemachte Weihnachtslieder internationaler Art laufen hier den ganzen Tag in den Geschäftigen vor allem in der Mall. Wenn man abends mit dem Bus unterwegs ist, fährt man ständig an kleinen Geschäften vorbei, die weihnachtl. Leuchtsachen der kitschigsten Art verkaufen. Am Wochenende habe ich die ersten Plastik-Weihnachtsbäume zum Kaufen gesehen. Und auf dem Weg zur Toilette von Chowking steht auch schon einer in Festbeleuchtung! Am Anfang der Straße, in der ich wohne, hängt zwischen den Elektromatsten der Schriftzug: Happy Christmas and a Happy New Year! Die leuchtet nur oder noch nicht. Und wenn ich den Mädels bei PREDA vorschlage, gemeinsam ein Lied zu singen, wollten die Weihnachtslieder singen, eine sogar “Silent night, holy night” (Stille Nacht, heilige Nacht). Da hab ich jedoch abgewunken, denn das ist dann definitiv zuviel des Guten. Bin mal gespannt, wie man hier in Weihnachtsstimmung ohne Kälte kommt. Den ersten Weihnachtsmann (hier Santa Claus genannt) hab ich auch schon auf nem Balkon erspäht, so richtig, wie wir ihn bei uns kennen. Der ist der einzige, der dick hier angezogen ist. Wahrscheinlich gibts im Advent ganz viel Sprühschnee in den Geschäften. Is schon komisch, dass die das komplett adaptiert haben und der Westen mit unserer kalten Weihnacht das echt in die weite Welt transportiert haben, so dass die Menschen denken, dass das so sein muss. Nikolaus wird hier übrigens nicht gefeiert, obwohl sie den Weihnachtsmann Santa Claus nennen. Man kennt den Hl. Nikolaus überhaupt nicht.
Irgendwie ist mein Tag immer viel zu kurz bzw. ich hab das Gefühl, dass mir was Zeit fehlt. Vor allem, wenn ich Wäsche waschen muss. Wir sind echt gesegenet mit unseren ganzen Maschinen. Ich könnte meine Wäsche in eine Reinigung bringen, jedoch traue ich der nicht so recht, ob die Sachen wirklich richtig gewaschen werden oder nur oberflächlich und dann nur in gutriechendem Zeug eingetaucht wird, so dass es frisch riecht. Diejenigen, die es sich leisten können, haben jemanden, der für sie wäscht. Das kostet natürlich nicht viel und spart Zeit. Aber ich wollte die volle phil Dröhnung haben und werde fleißig meine Wäsche mit der Hand waschen. O.k., hin und wieder wäscht die Haushaltshilfe meiner Mutter meine Sachen, wenn ich sie am Wochenende besucht habe, vor allem die langen Sachen (Hosen) gewaschen. Denn das ist echt Arbeit. Am liebsten wasche ich am Fluss, weil das viel schneller geht und man die Wäsche direkt zum Trocknen auf der Wiese oder irgendwo am Zaun aufhängen kann. Meine Mitbewohnerin, Heidi, tut mir so leid, denn die muss für’s College ja Uniform tragen, und die ist weiß, so dass sie jeden zweiten bis dritten Tag wäscht. Sie ist 22 Jahre und studiert auf Krankenschwester. Das ist hier ein Fachstudium von 4 Jahren. Nebenbei arbeitet sie auch noch. Alle, die arbeiten oder die Schule bzw. Studium besuchen haben nicht viel Zeit für Freizeit, wie wir es kennen und genießen können.
Ja, das ist mal so in groben Zügen, wie das Leben so alltäglich aussieht.
Liebe Grüße, Eure Carmela.