Habe diese Anregung von einem meiner LeserInnen bekommen, sonst koennte man noch den Eindruck gewinnen, alles ist super toll hier, und dass ich moeglicher Weise hier bleiben koennte! Nein, meine Lieben, das habe ich gewiss nicht vor!
Also, Heute haben mich meine Maedchen total genervt! Es passiert total oft, dass die wegen ner Kleinigkeit total aus der Haut fahren koennen, die schreien sich dann an, und einige ziehen dann langes Gesicht. Seit einigen Tagen proben wir fuer den Familientag und den Gottesdienst zwei Lieder ein, die einige Maedchen singen werden, und die out of school Maedels machen dazu Gesten (action). Gestern war es total angenehm und wir sind total schnell voran gekommen. Aber Heute war dann irgendwann der Wurm drin. Weil mir’s dann auch zu bunt war, hab ich einfach Tschuess gesagt, und denen erklaert, sie sollten unter sich klaeren, ob sie das wirklich durchziehen wollen, und einfach ohne mich weiter proben sollen, weil ich auf diesen Kindergartenkram keinen Bock habe. Hehehe! Die haben vielleicht geguckt … Eine der Erzieherin, die mit mir im Jeepney in die Stadt gefahren ist nach der Arbeit, sagte, dass sie die ganze Zeit, nachdem ich gegangen bin, am Proben waren, und alle mitgemacht haben.
Aber nun mal zu den anderen Dingen, denn dass mich die Maedchen nerven, ist auch eher ne Ausnahme. Die Langsamkeit bei allen und jedem, ist schwer tragbar fuer mich. Dieser Schildkroetengang auf der Strasse, die KassiererInnen in den Geschaeften … bis die die Sachen eingscannt haben und das Geld rausgegeben haben, da vergehen echt Minuten. Nebenbei wird mit den KollegInnen Schwaetzchen gehalten. Dann kennt man ja nicht sowas wie ne natuerliche Distanz, was auch in den beengten Supermaerkten, Jeepneys und Haeusern schwer lebbar ist. Das staendige Gedraenge vor allem, wenn es Essen gibt. Man sollte meinen, dass das vielleicht was mit Erziehung oder Bildung zu tun hat. Aber ne, selbst in PREDA, als wir vor ein paar Wochen ne Willkommens- und Abschiedsfeier hatten, standen alle Mitarbeiter um das Essen und haben wie kleine Kinder gewartet, dass man endlich anfangen darf. Als der Vize von PREDA dann das o.k. gegeben hat, da haben die sich auf das Buffet gestuerzt, als ob es die Henkersmahlzeit fuer die is oder die seit Tagen nix gegessen haben. Dann holt man sich gleichzeitig zum Hauptgang das Eis, was es eben nur zu besonderen Gelegenheiten gibt. Da verlieren die echt jegliche Professionalitaet und die benehmen sich wie unsere Maedchen und Jungen. O.k., das war noch witzig anzuschauen, aber dieses Gedraengel auf den Strassen, auf Maerkten oder in kleinen Supermaerkten is echt too much!
Dann, ja, … wie soll man das erklaeren … Philippinos haben eine ganz eigene Esskultur. Wir wuerden sagen, die haben KEINE Esskultur! Mit den Haenden zu essen, ist wirklich ne Kultur hier und mach ich auch sehr gerne. Zumal man dafuer eine ganz bestimmte Technik braucht, damit es nicht kleinkindermaessig aussieht. Aber dann dieses Geschmatze … und wenn die Loeffel und Gabel benutzen (Messer verwenden die nicht, halt wie in nem Chinarestaurant), dann wird mit den eigenen Sachen in den Schuesseln rumgestochert oder mit den Haenden rausgeholt. Man verlaesst den Tisch, wenn andere noch Essen, man ruelpst sich gegenseitig an, was so selbstverstaendlich ist, und der Teller sehen nach dem Essen wie Sau aus! Dann wird alles zusammen gegessen: Suppe, Hauptgang, Nachspeise. Oftmals trinkt man aus einem Glas. Oftmals ist das Essen kalt.
Die Sache mit der Zeit, ist jetzt kein dickes Problem fuer mich, jedoch ist es in meine Augen weiterhin vertane Zeit. Ich weiss gar nicht, warum wir bis spaetestens 8.10 Uhr gestempelt haben muessen, wenn dann doch erst 20 Minuten spaeter das Morgen Meeting beginnt. Vor allem, wenn Father Shay nicht da ist, kommt die philippinische Lebensart total zum Vorschein. Jedoch muss ich dazu auch sagen, dass in PREDA es schon sehr europaeisch zugeht hinsichtlich des Umgangs mit der Zeit. Bei privaten Angelegenheiten, kann man das echt vergessen.
Die mangelnde Hygiene so gut wie ueberall ist wahrscheinlich fuer mich das so das Schlimmste! Ich habe noch keine saubere Kueche gesehen! Und man macht auch nicht so richtig sauber, ob’s die Kueche ist oder die Sanitaeranlagen. Alles ist auch irgendwie immer nass … Geschirr, Besteck, um das Spuelbecken herum, Boeden … alles immer nass! Es wird nicht abgetrocknet, sondern man stellt das Gespuehlte einfach in nem Abtropf ab. Und dann ueberall diese Ameisen! Gott sei Dank, sind mir bislang nur ganz wenige Kakerlaken begegnet. Eine hab ich vor kurzem in meinem Zimmer gekillt mit Alkohol, denn mit dem Flip-Flop kann ich nicht, weil ich dann die ganzen Innereien an der Sohle kleben habe und das dann mit rumschleppe - was fuer Philippinos weniger ein Problem ist. Dann benutzt man ja kein Taschentuch, weil’s eben kostet, deshalb sieht man staendig Menschen, die sich in der Nase bohren oder einfach auf die Strasse rotzen, indem man sich das eine Nasenloch zuhaelt und aus dem anderen feste rauspustet. Die Finger werden sich je nachdem dann an dem Schweisstuch abgeputzt, was viele bei sich tragen. Dann die ganzen Maenner, die ueberall rumpinkeln … Und dann der ganze Dreck und Muell auf der Strasse! Das ist echt ein dickes Problem hier. Ich wasche mir ja immer die Fuesse und Beine, wenn ich nach Hause komme, weil ich es nicht haben kann, mit den schmutzigen Fuessen auf dem Bett zu sitzen, wiederum fuer Philippinos kein Problem.
Und damit wird auch schnell klar, was ich vermisse! Sauberkeit (!!!), frische Luft, weniger Laerm … meine Waschmaschine … o.k. jetzt geht’s ja, weil ich kaum noch selbst wasche; hin und wieder mal nicht zu schwitzen, ne schnelle Internetverbindung, Puenktlichkeit (!), Gender orientierte Maenner in der Masse - hat wohl eher was mit Bildung und Erziehung zu tun. So viele Macho und Ruepel auf einmal hab ich bislang noch nicht kennen gelernt.
Das sind so die Dinge im Alltag, die ich vermisse. Aber ich kann mich ja ziemlich gut anpassen, und man gewoehnt sich ja an so vieles. Dauerhaft oder fuer den Rest meines Lebens kann ich mir das ueberhaupt nicht vorstellen!
Richtig Heimweh habe ich nicht, dafuer ist das Andere einfach zu besonders fuer mich, als dass ich mich nach dem sehne, was ich doch sowie so kenne und auch in absehbarer Zeit wieder geniessen darf. Aber klar, vermisse ich meine Lieben in Deutschland! Ich spuere eher sowas wie tiefe Dankbarkeit, dass ich ein gutes Leben habe, und vor allem lernt man hier echte Demut und Bescheidenheit.