Mit Carmela unterwegs …

November 18, 2008

Olongapo City - Geschichte und fatale Folgen einer Stadt

Filed under: Land und Leute, Projekttagebuch — Carmela @ 4:31 pm

Nach gut zwei Monaten hier in Olongapo möchte ich mal ein wenig über die Stadt selbst berichten. Ich habe schon einmal erwähnt, welche Bürde diese Stadt ertragen musste.

Wenn man in der Stadt unterwegs ist, zu Fuß oder im Jeepney, fallen einem besonders die sogenannten Halb-Filipinos auf, entweder sind diese besonders hell- oder eben sehr dunkelhäutig im Vergleich zu den reinrassigen philippinischen StadtbewohnerInnen. Die hellhäutigen könnten Westeuropäer sein, wogegen die dunkelhäutigen afro-amerikanisch aussehen, schon allein wegen dem Wuschelhaar (halt so Rasterlocken mäßig). Die Generation um die Dreißig ist besonders stark vertreten. Desweiteren begegnen mir so gut wie tagtäglich „weiße“ Menschen, die halt eben wegen ihres Hauttyps sofort hier auffallen. In den zwei Monaten sind mir bislang nur fünf weiße Frauen begegnet und unzählig viele weiße Männer, die meist in Begleitung von philippinischen Frauen waren. Besonders auffallend ist das in den Jeepneys, weil die aufgrund ihrer Größe ganz viel Platz benötigen, sehr stark schwitzen und eben typisch touristisch gekleidet sind (kurze Hose, ärmellose Shirts). Meistens sind es Australier, US-Amerikaner, Briten oder Iren. Bislang ist mir noch kein Deutscher begegnet.

In sämtlichen Reiseführer wird Olongapo neben Angeles City für Touristen empfohlen, wegen dem Nachtleben. Wenn ihr Olongapo City googelt, dann erscheint als fünftes Ergebnis „asiansex“. Auf dieser Seite wird ganz genau beschrieben, wie man vom internationalen Flughaben in Mahnila nach Olongapo City kommt. Wenn man sich die Seiten weiter anschaut, bekommt man Tipps über die Bars, Preise und den verschiedenen Mädchen, die dort arbeiten. Desweiteren über die Vorzüge, d.h. die verschiedenen Typen von Mädchen, worauf man achten sollte usw.

Seit dem zweiten Weltkrieg hatten die amerikanischen Staaten in Olongapo ihren größten militärischen Marinestützpunkt außerhalb des eigenen Landes (auch in Angeles City) aufgrund der strategisch günstigen Lage im Krieg gegen Japan und später gegen Vietnam. 12.000 US-Soldaten waren auf diesem Stützpunkt untergebracht. Und damit begann die Misere der Frauen in der Region. Innerhalb kurzer Zeit hat sich in der sogenannten „Subic Bay“ (eine Freihandelszone) eine Sexindustrie erschlossen, die ein Ziel hatte: ein Vergnügungspark für die Soldaten, nicht nur für diejenigen, die auf diesem Stützpunkt lebten, sondern tagtäglich kamen ab Mitte der 60iger Jahre Hunderte US-Soldaten, die an der Kriegsfront in Vietnam eingesetzt waren, um sich für ein paar Tage oder Wochen zu erholen und in Olongapo zu vergnügen. Zahlreiche Sexbars, günstige Stundenhotels, Bordelle entstanden von einem zum anderen Tag. Die Stadt kooperierte sehr eng mit der Navy. Zum Beispiel haben die Amerikaner eine riesige Klinik eingerichtet, die sich eigens der 16.000 Frauen und Mädchen, die in der Sexindustrie arbeiteten, widmete, um diese auf Geschlechtskrankheiten zu untersuchen und zu behandeln , um zu verhindern, dass die eigenen Soldaten angesteckt werden. Die Sexindustrie in der Stadt wurde schließlich zur einzigen Möglichkeit, eine Beschäftigung zu finden. Die Soldaten kümmerten sich recht wenig darum, dass die Bevölkerung die Leidtragenden waren. Nicht nur, dass das Geschäft mit dem Sex Familien regelrecht auseinander brachte, sondern der Vergnügungshunger der Männer öffnete dem Frauen- und Kinderhandel Tor und Tür. Schon Kinder im Alter von 8 Jahren wurden als Sexsklaven gefangen gehalten. Hinzu kam der starke psychologische Druck von Seiten einiger Kirchenvertreter und der Bevölkerung, die die Opfer als Sünderinnen darstellte, da sie es sind, die sich prostituiert haben.

In einem Land, das Nr. 1 hinsichtlich Korruption im asiatischen Raum ist – das 8. in der ganzen Welt – war und ist es wieterhin es sehr schwierig, auf amtliche Unterstützung zu setzen. Denn die Sexindustrie brachte verständlicher Weise auch die Stadt in einen wirtschaftlichen Aufschwung.

Tausende sogenannter Amerasiaten waren das Ergebnis der Vergnügungstouren der Soldaten. Als Halbwaisen war / sind sie benachteiligt, weil sie oftmals von der Familie bzw. den Muttern verstoßen wurden und als Straßenkinder sich durchschlagen, und somit wiederum Freiwild für Sextouristen werden. Halb-Filipinos sind oftmals Opfer von Rassismus, weil ihre Identität eben sehr dubios ist.

Mit dem Regierungswechsel 1991 wurde die Militärbasis geschlossen und die Amerikaner zogen ab. Sämtliche Bars usw. wurden geschlossen. Anstelle des Sexparks entstand in Subic Bay eine Industriezone, die 50.000 menschenwürdige Arbeitsplätze beschaffen konnte.

PREDA hatte in der Zeit der Marcos-Diktatur in den 80iger Jahren bereits solche Pläne im Geheimen versteckt, und mit dem politischen Wechsel konnten diese Pläne endlich umgesetzt werden. PREDA konnte sogar mit Hilfe von Frauenorganisationen und den Betroffenen Frauen hier in der Region eine Sammelklage im Namen der Kinder gegen die US-Regierung führen, so dass nach langem Kampf, über 2,5 Mio $ für diese Kinder bereit gestellt wurde, für Schul- und Ausbildung und Erwerbstraining für die Mütter.

Eine meiner OSY Mädchen, die seit vier Wochen hier ist, ist Halb-Deutsche. Die Mutter ist eine Bardame und der Vater eben ein deutscher Sextourist. Sie ist 12 Jahre und hat mir ganz stolz erzählt, dass sie auch Deutsche ist – und vom Aussehen ist sie viel viel deutscher als ich. Sie würde gerne ihren Vater kennen lernen, und sie vermisst ihn. Wahrscheinlich wird dies nie geschehen, und wahrscheinlich wird sie erst später akzeptieren, dass ihr biologischer Vater nur den einen Grund hatte, um hier auf die Philippinen zu kommen. Bislang habe ich hier auf den Philippinen keinen der Halb-Filipinos kennen gelernt, wo der Vater bekannt ist.

Nachdem die Sexindustrie drei Jahre lang geschlossen war, entstanden nach und nach wieder Bars und Bordelle, denn anstelle der Soldaten kamen nun die Touristen, und es scheint wie ein endloser Kampf zu sein. Denn die Arbeit mit dem hiesigen Bürgermeister bezüglich der Schließung der Sexbars ist mühsam. Zur Zeit gibt es Pläne, dass Donald Trump hier riesige Familienresorts aufbauen möchte, was ein Lichtblick wäre im Kampf gegen den Sextourismus und des Frauen- und Kinderhandels. Die jetzige Sexindustrie wäre ein Hinderungsgrund für diese Investition, denn familienfreundlicher Urlaub geht nicht zusammen, wenn sich ein paar Blöcke weiter Frauen und Kinder prostituieren.

Um es nochmal ganz deutlich zu machen: Jeder, der als Sextourist auf den Philippinen oder sonst in irgend einem unterentwickelten Land unterwegs ist, befürwortet aktiv die Kinderprostitution!!! Da hilft das Argument rech wenig, dass das Mädel volljährig ist, mit dem man sich eingelassen hat! Erstens ist das überhaupt nicht klar, zweitens unterstützt dieser aktiv das korrupte Establishment, hinter dem sich in der Regel ein ganzes Sexsyndikat verbirgt und Menschenhandel betreibt, und drittens ist es vor allem die Struktur und das System, was jeder Sextourist hier unterstützt!!! Jeder, der ein kurzes Abenteuer mit einer Filipina hat, nutzt die Armut und das Leid dieses Menschen aus und trägt zur Demoralisierung eines ganzen Volkes bei!!

Aber es gibt viele Erfolgsgeschichten im Kampf gegen die Kinderprostitution! Und das macht Hoffnung!

November 17, 2008

Neues aus der Mädel-WG

Filed under: Fotos, Land und Leute — Carmela @ 1:18 pm

Hier sind ein paar neue Fotos aus meiner Mädel-WG.

Am Wochenende verbringen wir eigentlich so die meiste Zeit zusammen, vor allem sonntags. Dann kochen wir zusammen, essen mit den Händen (total beliebt, weil das ein Stück philippinischer Kultur ist), quatschen viel, spielen Gitarre und singen und lachen vor allem ganz doll. Die Mädels sind alle total klasse! Irgendwie fühle ich mich zurück versetzt in meine Studentenzeit. Gestern war sogar die Mutter von Heidee (gesprochen: Heidi) da und hat für uns alle gekocht. Manchmal gehen wir aus, jedoch nicht so oft, weil meine Mitbewohnerin nicht viel Geld haben und es ihnen unangenehm ist, wenn ich sie ständig einlade.

Jhona (30), Heidee (22) und Xagie (11, die Tochter von Jhona, gesprochen: Sagie) sprechen natürlich so oft es geht Tagalog mit mir, weil sie sich in den Kopf gesetzt haben, dass ich so gut wie fließend sprechen kann, wenn ich Olongapo verlasse.  Sie stehen mir mit Rat und Tat bei Seite - auch wenn sie mich versehnlich nachts schonmal aussperren, und ich die Nacht auf der Straße verbringen muss … hahaha!

Total amüsant für mich ist, dass sie - wie die meisten Philippinos - sehr abergläubig sind, trotz katholischer Überzeugung. Heute Abend ließ sich z.B. ganz schlecht die Haustür öffnen, und Heidee, die nach mir nach Hause kam, eilte total aufgeregt in mein Zimmer und meinte, dass wir “Mumus” haben (Geister). Die glauben an alle möglichen Geister! Ich habe ihr dann erklärt, wie man die Tür ganz einfach auf bekommt, und dass das nix mit “Mumus” zu tun hat. Sobald sie jedoch irgend etwas Sonderbares erleben, ist es zunächst ein “Mumu” … hehehe … sorry, aber ich muss immer darüber lachen. Letzte Woche, hatten wir in der Küche die Glühbirne von der Deckenleuchte ausgetauscht. Nach 5 Minute ging die aus, und Heidee und Jhona waren gerade zu Hause, als das passierte. Ein wenig später kam ich nach Hause und war überrascht, dass eine Kerze auf dem Küchentisch leuchtete, weil die Stadt zur Abwechselung eigentlich mal keinen Stromausfall hatte. Ja, und die beiden meinten, dass wir ein “Mumu” im Haus haben, denn eine nagelneue Birne ist einfach ausgegangen. Ich daraufhin sagte, dass es wohlmöglich was mit der Leitung zu tun haben könnte, und Jhona hat dann die Verkabelung gewechselt. Und siehe da, seit da an funktioniert die Lampe wieder einwandfrei! Sie fragen mich immer wieder, warum ich denn nicht an “Mumus” glaube, denn schließlich sind die ja wahr. Vor allem in der Provinz gibt es sie. Jedoch bringt jede Erklärung meinerseits nichts, denn die Kinder bekommen von Anfang an beigebracht, dass es Mumus gibt und sie aufpassen müssen, dass sie nicht von einem Heim geholt werden. Ich glaube, dass diese Geschichten gerade auf dem Lande auch eine erzieherische Funktion haben, weil Eltern und vor allem Großeltern mit “Mumus” drohen, wenn die Kinder nicht gehorchen.

O.k., meine LIeben … passt auf, dass Euch kein “Mumu” besucht!

November 14, 2008

Ausgesperrt!

Filed under: Land und Leute — Carmela @ 8:54 pm

Heute - Freitagabend - war ich auf nem Geburtstag von einem PREDA Mitarbeiter, der im Heim fuer die Jungs arbeitet, eingeladen. So war also fast das ganze Department der von denen dort. Wir haben ganz typisch philippinisch gegessen - jeder bringt was mit -, und es wurde viel getrunken. Ihr wisst ja, dass ich so gut wie gar nicht Alkohol trinke und war erstaunt, dass ich das “Red Horse” Bier hier sehr gut vertrage. Ohne spuerbare Wirkung habe ich eine ganze 0,5 l Flasche getrunken. Die nennen das hier “strong beer” - hmmm, irgendwie kam es mir total leicht vor … So gegen Mitternacht haben wir dann beschlossen, noch in die Stadt in eine Karaoke Bar zu gehen, um noch was zu singen. Mit 6 Leuten sind wir dann im Tricycle gefahren: einer hinten auf dem Koffertraeger, ich hinter dem Motorradfahrer, drei im Beiwagen und einer hat sich Aussen auf das Trittbrett des Beiwagens gestellt und sich am Dach festgehalten. Die anderen vier sind mit zwei Rollern (einer davon war nicht registriert) dorthin gefahren. Fuer 7 Cent konnte man dann ein Lied singen. Gegen 3 Uhr sind wir alle nach Hause gefahren. Am Haus angekommen, musste ich erst einmal unserem Nachbarn aus dem Schlaf rufen, damit er das Aussentor oeffnet - er schlaeft immer bei offener Tuer, und ich rufe dann einfach, und er macht dann auf. Jedoch musste ich dann feststellen, dass meine Mitbewohnerinnen von Innen auch die Tuer verriegelt haben! So ein Mist auch! Das haben die schonmal gemacht, und ich habe denen gesagt, dass ich Bescheid gebe, wenn ich nicht im Haus uebernachte. Aber das ist wohl so ein Automatismus. Ans Handy ist von denen auch keiner gegangen. Wahrscheinlich machen die das in der Nacht aus.

Auf jeden Fall konnte ich nicht ins Haus rein … Was tun??? Ich bin dann einfach ins Zentrum gefahren, und nun sitze ich hier in einem Internet Cafe und warte, dass der Morgen anbricht, und die erste meiner Maedels-WG aufwacht und hoffentlich meine Sms liest, um mir Bescheid zu geben, damit ich was schlafen kann. Die Stadt schlaeft ja nie und es ist angenehme Betriebsamkeit. Ich bin auch nicht die einzige hier im Cafe. Hinzu kommt, dass vermehrt Polizei in der Nacht hier an den verschiedenen Ecken steht.

Trotzdem … bitte, nix davon meiner Mama erzaehlen!!! Die macht sich dann unnoetig Sorgen!

Ja, nun warte und warte ich und schreibe Euch einfach. Mir geht es weiterhin gut. Der Dauerregen vom letzten Wochenende bis Anfang der Woche hat aufgehoert und wir haben wieder Temperaturen ueber 30 Grad und natuerlich schoen feuchte Luft.

Euch einen schoenen Abend!

November 10, 2008

Die Folgen der globalen Erwärmung

Filed under: Land und Leute — Carmela @ 2:32 pm

ist zwar nicht so ein interessantes Thema für Euch, aber genau in diesem Moment ist mir danach … denn … Hilfe! Die Straße, in der ich wohne, ist total überflutet!!! Und wir hatten - mal wieder - Stromausfall, jedoch nur für ca. 30 min. Eine meiner MItbewohnerinnen meinte, dass das Wasser bis Morgen bleiben wird, wenn es nicht aufhört zu regnen. Ich hab sie dann gefragt, wie wir denn vom Haus weg kommen bei Hochwasser. “Einfach nem Tricycle-Fahrer auf der Straße zuwinken, der kommt dann bis zur Haustür und nimmt Dich mit!” Klar eigentlich, so einfach!

Aber jetzt mal ohne Spaß … Die globale Erwärmung is hier ein ganz dickes Thema, jedoch wissen die Filipinos noch nicht so recht, wie sie damit umgehen sollen, denn die Städte sind z.B. reine Smog-Tiegel. Also, es ist bei der breiten Masse nicht so recht angekommen - wie auch, denn die meisten haben andere Probleme als sich um das Ozonloch zu kümmern. Wenn man sich abends die Nase putzt, ist das Taschentuch schwarz! Oder grüne Inseln in der Stadt gibt es so gut wie gar nicht! Bei der dichten Besiedlung in den Städten gibt es keinen Platz für Bäume. Jedoch werden vermehrt gerade in den Provinzen Programme und Initiativen entwickelt, in denen in abgerodeten Gebieten, neue Bäume gepflanzt werden. Viele haben verstanden, welche Bedeutung die Bäume haben. Die Philippinen sind mittlerweile das Land auf der Welt mit den meisten Taifunen im Jahr. Laut Wettervorsage stehen noch zwei an bis Weihnachten.  Das hat sich in den letzten 10 Jahren sehr geändert. Während die Taifune zu Beginn der Regenzeit waren (August), hat sich das alles nach Hinten verschoben, in die Zeit, wo es eigentlich nicht mehr soviel regenen sollte. Ich hatte bereits geschrieben, dass es etwas kälter geworden ist (Heute ca. 27 Grad, Luftfeuchtigkeit von über 90 %), und tatsächelich habe ich im Jeepney auf dem Weg zum Zentrum eine Studentin in einer dicken Jacke gesehen, mit so nem Kunstpelz um die Kapuze rum. Jedoch hab ich mich nicht getraut, mal zu fühlen, denn ich vermute, dass die Jacke nicht vergleichbar dick ist, wie unsere Winterjacken. Denn das kann nich mir nun gar nicht vorstellen. Denn ich habe im Jeepney geschwitzt. In der Nacht “kühlt” es z.Z. auf ca. 24 Grad ab. Das ist doch  was, ne?! Weitere Folgen der globalen Erwärrmung ist, dass die Sommerzeit oder generell die Sonnentagen, fast unerträglich heiß sind, so dass selbst Filipinos darüber stöhnen.

Ich hoffe, dass es in der Nacht nicht ganz so schlimm wird (im Moment sieht es nicht so aus), denn ich bin Morgen den ganzen Tag mit dem Human Rights Team in den Bergen, um ein Seminar über Menschenrechte zu geben. Also, nicht ich gebe das, sondern zwei PREDA Mitarbeiter. Jedoch sollte ich da mal mitkommen, weil das ne Veranstaltung ist, die ich bislang noch nicht kennen gelernt habe.

Es scheint also so zu sein, dass wir auch nen tristen November haben, mit einem Unterschied von ca. 15-20 Grad.

Liebe Grüße Euch allen aus dem total verregneten Olongapo!

November 8, 2008

Welche Temperaturen sind lebensbedrohlich für uns Menschen?

Filed under: Land und Leute — Carmela @ 10:40 am

Darüber hatte ich eine Diskussion in der Mittagspause mit einem PREDA Sozialarbeiter. Ich hatte erwähnt, dass man merkt, dass es ein wenig kälter in den letzten Tagen geworden ist. Und er sagt: Ja, der Winter kommt bald!” Hehehe. Ich musste vielleicht lachen! Er grinste nur und meinte, dass es für Philippinos schon ziemlich kalt ist, wenn sie 20-25 Grad haben. Ich erklärte ihm, dass dies bei uns erträgliche Sommertemperaturen sind. Im Dezember werden einige auch in Jäckchen rum laufen, weil es denen dann schon zu kalt ist. Ich brauche seit einer Woche keinen Ventilator mehr nachts, sondern hab nur das Fenster geöffnet. Das ist jetzt schon viel angenehmer für mich. Ab 8 Uhr morgens, wenn ich dann noch im Bett liege am Wochenende, fange ich an zu schwitzen, denn dann wird’s wieder sehr heiß.

Irgendwann meinte er, dass in der Bergregion um Baguio City, es sogar schon Todesfälle gegeben hat. So recht habe ich ihm nicht geglaubt. Auf meine Frage hin, wie kalt es denn da oben ist, meint er, so ca. 16-18 Grad. Ich meinte dann, dass diese Menschen vielleicht aufgrund der Folgen von Kälte gestorben sind, also krank geworden sind und nicht rechtzeitig Hilfe bekommen hatten. Aber er beharrte darauf, dass sie wirklich aufgrund von Kälte gestorben sind. Ich erklärte ihm, dass um die 15 Grad keine Temperaturen sind, bei dem ein Mensch stirbt, da muss es schon kälter sein. Aber nein, diese Menschen sind bei knapp unter 20 Grad gestorben, weil es so kalt war! Also, wir mussten beide ein wenig über unsere verschiedenen Meinungen lachen, weil keiner dem anderen glauben wollte.

Habe mir dann vorstellt, dass selbst bei 10 Grad und ich im T-Shirt und kurzer Hose rum laufe, ich mir tierisch ne Erkältung einhole, an der ich vielleicht sterben könnte, aber das sind doch keine lebensgefährlichen Termperaturen??? Oder liege ich da völlig falsch??? Wenn ein Mensch droht zu erfrieren, dann ist das doch lebensbedrohlich?!

Aber das Empfinden von Kälte und Hitze ist ja nicht nur zwischen den Kulturen sehr unterschiedlich, sondern kann ja von Mensch zu Mensch anders sein.

November 2, 2008

Frohe Weihnachten, meine Lieben!

Filed under: Fotos, Land und Leute — Carmela @ 2:48 pm

Als ich im Oktober meinen Vermieter besucht habe, um die Miete für November zu zahlen, hat er angekündigt, dass er über die Feiertage (Allerheiligen), wenn wir alle nicht da sind, eine Generalreinigung machen wird und ein wenig von Innen dekorieren. Ich habe lediglich gesagt, dass ich doch sehr gespannt bin …

Ja, und an Allerseeln bin ich dann zurück nach Olongapo und hallooooo … das ist dabei rausgekommen: … (Fotos).

So, meine Lieben in Deutschland!

Ich wünsche Euch von Herzen ein gesegnetes Weihnachtsfest

und einen guten Rutsch ins Neue Jahr!

November 1, 2008

Geburtstagsfeier an Allerheiligen

Filed under: Familie und Freunde, Fotos, Land und Leute — Carmela @ 3:32 pm

Ich hatte ja erwähnt, dass meine Familie in Manila dieses Jahr nicht auf den Friedhof verbringt, weil es einfach zu überfüllt. Ein weiterer Grund ist, dass meine Tante ihren 77. Geburtstag gefeiert hat. Und ganz typisch trudeln die Verwandten dann ein, wann sie möchten, manche bringen noch Freunde mit, und es gibt ganz viel Essen. Der krönende Abschluss ist dann natürlich das Karaoke-Singen. Und da macht dann wirklich jeder mit. Die Männer sitzen in der Regel draußen und betrinken sich, damit sie noch besser singen können. Und ich habe natürlich auch mein Bestes getan, um die Clan-Ehre hinsichtlich des Singens aufrecht zu erhalten.

Hier sind die Fotos von Heute.

October 31, 2008

Wegen Allerheiligen auf der Plastiktonne nach Manila

Filed under: Familie und Freunde, Land und Leute — Carmela @ 4:29 am

Ich erwähnte ja schonmal, dass christliche Feste hier eine sehr große Bedeutung in der Kultur von Philippinos haben. So ist das vor allem mit Allerheiligen und Allerseelen. Die Kinder und Jugendlichen haben eine Woche vorher Ferien bis kurz nach Allerseelen (gilt auch für die College Studierende). Allerheiligen ist sehr tief hier bei den Menschen verwurzelt, denn es ist auch ein Familienfest. Besuche auf dem Friedhof kennen wir ja auch. Der Unterschied hier ist, der Friedhof ist schon ab dem 31.10. Aufenthaltsort für die ganzen Familien. Die MitarbeiterInnen von PREDA konnten schon ab dem Freitag frei nehmen, vor allem diejenigen, die in ihre Provinzen fahren wollten, haben das in Anspruch genommen. Die Solidarität mit den toten Familienangehörigen ist so groß, dass auf dem Friedhof richtig gefeiert wird. Viele Händler stellen schon während der Woche ihre Stände auf und um die Friedhöfe herum auf. Dadurch dass die Gräber hier oberhalb der Erde sind (rechteckige Betonkäste, oft Mausoleum) wird das mitgebrachte Essen, Getränke, Bilder der Verstorbenen etc. dort aufgestellt und man feiert bis Sonnenuntergang (gegen 17.30 - 18.00 Uhr). Durch den Einfluss von Halloween erscheinen auch viele - vor allem Kinder und Jugendliche - in ihren Kostümen auf dem Friedhof. Familienangehörige, die in den Städten leben fahren oder fliegen - wenn sie die Möglichkeit haben - weit in ihre Provinzen, um die die Verwandtschaft wieder zu sehen. Allerheiligen ist also nicht nur ein “Wiedersehen” mit den Toten, sondern auch ein Wiedersehen mit all den Familienangehören, die man oft sehr selten sieht.

Meine Familie in Manila geht dieses Jahr nicht auf den Friedhof, weil’s einfach zu voll ist. Zehntausende Menschen sind unterwegs und die Strassen sind voll und das Verkehrschaos spitzt sich an den beiden Tagen zu. Hinzu kommt, dass meine Tante am 1.11. Geburtstag hat, deshalb feiern wir zu Hause.

So bin ich also während der Halloween Party in PREDA zur Busstation und habe so eben den letzten Bus nach Manila bekommen. Dadurch, dass eben sehr viele schon unterwegs zu ihren Familien waren, kann man sich das ein wenig vorstellen, wie voll die ganzen Fortbewegunsmittel sind. Es war also kein Platz mehr frei im Bus, aber weitere Menschen - u.a. ich - wollten nach Manila. Nein, man sagt dem Fahrgast nicht, dass es nicht mehr möglich ist, weil alle Plätze besetzt sind, sondern man lädt sie ein, einfach mitzufahren. Dann steht man halt im Mittlegang oder setzt sich auf die Stufen beim Einstieg. Da ich glücklicherweise nicht die aller Letzte war, hat mir der Busfahrer den Platz auf der Plastiktonne angeboten, der sonst als Mülleimer benutzt wird, direkt neben dem Fahrer. Das ist doch besser als 3 Stunden lang zu stehen, ne?! Ich musste nur aufpassen, dass ich den Fahrer beim Lenken und Schalten nicht immer behindert habe, aber der Fahrer war sehr freundlich, und hat mich zwischen durch immer wieder gefragt: “Mam, are you o.k.?” (”Geht es Ihnen gut?). Philippnische Busfahrer sind ja regelrechte Kamikazee-Fahrer. Ich wollte gar nicht die ganze Zeit auf die Straße schauen, denn das macht einem echt Angst, wie überholt wird, eingefädelt, mit 100 durch die Ortschaften, ständiges Hupen und Abblendlicht immer wieder anmachen, um andere auf sich aufmerksam zu machen usw. Hui! Ich bin ja nun kein Mäuschen hinterm Steuer, aber das is echt a little bit too much! Gott sei Dank bin ich bislang immer heile überall angekommen!

Ich habe mich für das Wochenende in meinem Stammhotel (super Service und sauber, super preiswert!) eingecheckt, weil ich mich bei meiner Tante zu Hause vor allem jetzt über die Feiertage nicht wirklich erholen kann, zu viele Menschen, die zu lange zu laut sind. :-)

October 24, 2008

Wenn die künstliche Empfängnisverhütung per Gesetz droht

Filed under: Land und Leute, Projekttagebuch — Carmela @ 3:11 am

Seit letztem Jahr gibt es den Entwurf zu einem Fortpflanzungsgesundheitsgesetz (ich kann’s nicht besser übersetzen. „Reproductive Heath Bill“). Die philippinische Regierung macht sich ernsthaft Sorgen, wie man der stetig steigenden Bevölkerung entgegen wirken kann. Das Gesetz beinhaltet Serviceleistungen für Familienplanung (künstlich und natürlich), Erziehung im Bereich Kindererziehung, Kinderernährung, Sexualunterricht, Empfehlung für ideale Familiengröße (kein Gebot) und vieles mehr rund um das Thema Familie, Familienplanung und Erziehung. Das, was so Furore macht, ist die Tatsache, dass künstliche Schwangerschaftsverhütung per Gesetz in einem katholischen Land für alle zugänglich gemacht werden soll. Es gibt nun viele Befürchtungen, dass damit auch die Legalisierung von Abtreibung Tor und Tür geöffnet wird. Außerdem, dass durch ein Sexualunterricht ab der Grundschule bis zur 10. Klasse sexuelle Ausschweifungen die Folge sein könnten. Über 70% der Philippinos sind jedoch dafür, dass künstliche Schwangerschaftsverhütung einfacher zugänglich gemacht werden soll, da der Zusammengang zwischen Armut und kinderreichen Familien auf der Hand liegt – wie ja auch bei uns.

Mehr zum Inhalt und Verständnis dieses Gesetzentwurfes hier.

PREDA hat zu diesem Thema ein Forum veranstaltet, an dem verschiedene NGO (Nichtregierungsorganisationen) und Kirchengruppierungen teilgenommen haben und alle interessierten PREDA MitarbeiterInnen. Leider war die Veranstaltung von den SprecherInnen sehr einseitig, da alle gegen das Gesetz gesprochen haben. Es war ein Politiker der Stadt und ein Ehepaar aus einer Kirchengemeinde dort, die ihre Meinung vertreten haben.

Für mich war das alles sehr befremdend, jedoch die Ängste und Befürchtungen nachvollziehbar. Es herrscht solch eine große Angst bei den gebildeten Philippinos, dass die Moral des Landes unter den Folgen des Gesetzes leiden könnte, und dass Kinder und Jugendliche zu sexsüchtigen Personen herangezogen werden. Klare Aussage der SprecherInnen war: Disziplin und kein Sex, wenn man keine Kinder mehr haben möchte. Das ist die sicherste Methode, ansonsten sollte man auf die natürliche Weise zurück greifen, die natürlich bekanntlich nicht sicher ist.

Da mir das dann doch alles zu einseitig war, hab ich mir gedacht, dass ich doch mal von meinen Erfahrungen hier aus Deutschland erzählen könnte, dass man hier ab der zweiten bis zur neunten Klasse Aufklärungsunterricht hat, und dass dadurch die Kinder und Jugendlichen keine sexhungrigen Wesen (sex maniacs – das war in aller Munde) sind, sondern dass sie lernen, verantwortungsvoll mit diesem Thema umzugehen (auch wenn das in den letzten Jahren was nachgelassen hat). Und die wenigsten ungewollten Schwangerschaften haben eine Abtreibung zur Folge, so dass es zwischen künstlicher Empfängnisverhütung und Abtreibung nicht notwendiger Weise einen Zusammenhang gibt. Gerade die jüngeren Anwesenden des Forums haben dann eingestanden, dass sie sich auch Aufklärung in der Schule wünschen, jedoch heißen sie es nicht für gut, wenn die künstl. Empfängnisverhütung gelehrt wird. Jedoch ist letztere Aussage nicht repräsentativ in der Bevölkerung.

Ein Argument was immer wieder als Kontra betont wurde, war die Tatsache, dass die Philippinen ein christlich orientiertes Land sei, und man sich weiterhin danach orientieren sollte. Dazu – das hab ich dann nicht gesagt, sondern nur gedacht – muss man jedoch sagen, dass über 80% auf dem Papier katholisch sind, das jedoch überhaupt nicht bedeutet, dass die auch alles nach christlich ethischen und moralischen Maßstäben handeln. Es mangelt eben an einer ethischen – christlich orientierten – Gewissenbildung, sonst gäb es ja wohl nicht so viele Eltern, die ihre Kinder auf die Straße schicken, in die Prostitution, Kinder in die Welt setzen und dann nicht wissen, wie sie sie ernähren können, Korruption, Kriminalität usw. Gewiss, vieles ist Folge von Armut, jedoch ist es nie eine Entschuldigung, vor allem wenn es deutliche Menschenrechtsverletzungen sind. Vergewaltigung in der Ehe und sonstige Misshandlungen an Frauen sind z.B. auf der Tagesordnung. Das christliche Menschenbild ist zu sehr beeinflusst vom Bild des spanischen Großgrundbesitzer, der über die Familie herrscht. Kinder sind da, damit die Zukunft gesichert ist und nicht, weil sie die Frucht der Liebe (im christlichen Kontext gesprochen) sind. Kinder werden nicht zu eigenständigen Personen erzogen, die ihren eigenen Wege gehen sollen, sondern lernen, dass sie immer und zu jeder Zeit für ihre Familie und die Eltern verantwortlich sind.

Ich gebe einem Sprecher Recht, wenn er anfragt, wer denn sagt, dass die Philippinen übervölkert sind. Wir sprechen dann von Übervölkerung, wenn ein Land nicht in der Lage ist, sein eigenes Volk zu versorgen. Jedoch ist das ja in vielen Ländern die Folge von Armut, und diese ist wiederum die Folge der ungerechten Verteilung der Güter und Ressourcen.

Das weitere Problem, warum so viele gegen dieses Gesetzt sind, ist die Tatsache, dass es 30 Milliarden Pesos kosten würde, um es umzusetzen. Und sich jeder fragt, woher denn dieses Geld her kommen soll. Es ist das generell Misstrauen der Regierung gegenüber, weil sie nun einmal korrupt ist. Statt dass sie dieses Geld den NGOs und Kirchen zu Verfügung gestellt wird, oder die Regierung selbst vernünftige Programme für den Kampf gegen Armut umsetzt, wird ein Gesetzt eingeführt, dass viele Philippinos als nicht ethisch korrekt betrachten.

Ich persönlich denke, dass viele Inhalte dieses Gesetzes sehr gut sind, denn die Philippinen brauchen auch ganz konkrete und schnelle Hilfe im Bereich Familienplanung. Das eine sind die Seminare, die Kirchen und NGOs für die arme Bevölkerung durchführt, die langfristig Wirkung zeigen. Das andere ist die akute Hilfe, wenn eine Familie schon 7 Kinder hat, keinen Job, verarmt, und die Eltern sind gerade mal 35 Jahre alt. Da hilft es recht wenig, denen zu sagen, dass sie für den Rest ihres Lebens auf Sex verzichten sollen, denn nur so sind sie verantwortungsvolle Eltern.

Es bleibt also spannend, was in den nächsten Wochen dies bezüglich geschehen wird.

October 17, 2008

Und Tschuess!

Filed under: Land und Leute, Projekttagebuch — Carmela @ 3:36 pm

… haben sich vier der neuen Maedels Heute gedacht und sind weg gelaufen zusammen mit einem anderen, die schon Vorgestern versucht hat, waehrend der Schule weg zu laufen. Bei den neuen war es ja nur eine Frage der Zeit, denn sie haben mir staendig bei der Nachmittag Aktivitaet gefragt, ob ich sie denn nicht mit nach Manila nehmen kann, wenn ich wieder dort hin fahre, denn die kommen von da. Ich habe denen natuerlich erklaert, dass das nicht geht, denn sie sind ja in der Obhut von PREDA, was sie aber ueberhaupt nicht wollen. Sie vermissen ihre Eltern und die Familie so sehr, und als sie Gestern dann auch noch Besuch von ihren Sozialarbeiterinnen azs Manila hatten, die ihnen erklaert haben, dass sie zunaechst fuer etwas laenger hier bleiben, war natuerlich die Stimmung auf Null.

Als ich um 14 Uhr meine Nachmittagsveranstaltung starten wollte und zu denen ins Heim ging, das in der Regel verriegelt ist, waren alles Maedchen, die in Frage kamen, im Fernsehzimmer, ausser eben die grossen neuen Maedchen, die ich jedoch ca. 40 Min. vorher noch gesehen dort im Raum gesehen habe, weil ich mir ein Bild von der Anzahl machen wollte. Ich habe dann die Erzieherin gefragt, wo denn die Grossen seien, wurde sie was stutzig, denn in den letzten Wochen gab es ein paar Maedels, die einen Abgang gemacht haben, jedoch alle wieder zurueck sind. Die 5 sind haben die Hintertuer vom Schlafsaal aufgebrochen und sind hinten rum raus. Zwei Sozialarbeiterinnen haben dann alles mal abgesucht bis in die Stadt, weil dort der Busterminal ist Richtung Manila, jedoch erfolglos. Ich hoffe, dass es denen gut geht.

Wenn ein Maedchen weglaeuft, dann in der Regel zurueck zur Familie, insofern es sich mit dieser versteht. Die Eltern melden auch in den meisten Faelle, dass das Kind bei ihnen angekommen ist. Da die Sozialarbeiterinnen in Manila ebenso Bescheid von PREDA bekommen, schauen die auch dann vor Ort mal nach. Manche Eltern fahren ihre Kinder auch selbst zurueck ins Heim, oder eine Sozialarbeiterin von hier holt das Kind ab.

Es ist fuer uns schwer nachvollziehbar, warum viele Kinder zurueck zu ihren Familien wollen, die sie in die Prostitution verkauft haben. Aber das ist die Kultur hier: man sorgt und kuemmert sich hier um die Familie, auch wenn man noch Kind ist. Und wenn es Prostitution ist, dann auch gut, solange man der Familie damit helfen kann. Die Eltern leben dies auch staendig vor und sagen den Kindern, dass sie dazu beitragen muessen, dass was zu essen da ist und sie was zum Ueberleben haben. Deshalb ist es auch so schwer, den Maedchen klar zu machen, dass ihre Eltern sie vernachlaessigt haben und diese etwas Verbotenens getan haben, wenn sie Minderjaehrige fuer Sex verkaufen. Es ist fuer sie nicht verstaendlich, dass sie Schutzbefohlene sind und nicht sie, sondern ihre Eltern sich um das Wohl der Kinder kuemmern muessen. Aber das den armen Familien hier klar zu machen, ist nicht so einfach. Vier von den 5 Weggelaufenen haben bis vor Kurzem in Sexbars in Manila gearbeit. Sie sind zwischen 14 und 17 Jahre alt.

Deshalb ist Bestandteil der Reintegration in die Familie, dass alle eine Familientherapie machen und die Eltern und alle Geschwister Seminare besuchen. Oft mangelt es auch einfach an Aufklaerung und sowas wie Wertebildung. Wenn moeglich, sieht PREDA auch zu, dass die Eltern selbst eigenstaendig werden durch Arbeit. Je nach dem, wie die Familien kooperieren, ist eine Reintegration moeglich. Wir haben aber auch Maedchen aus der Prostitution, die im Zentrum sind bis sie eigenstaendig und unabhaengig sind, d.h., wenn sie ihre Schule / ihr Studium abgeschlossen und eine Arbeit haben. Wer moechte, bekommt von PREDA ein Stipendiat fuers College. Zur Zeit sind es vier aeltere Maedchen, die studieren.

Kinderprostitution

Eine Sozialarbeiterin von PREDA, die jetzt in Irland arbeitet, war ein ehemaliges PREDA Heimmaedchen. Missio in Aachen hat ihr Leben ein wenig dokumentiert, da sie die erste war, die einen deutschen Sextouristen erfolgreich vors Gericht gebracht hat. Es sind jaehrlich ca. 400.000 Deutsche, die ueberwiegend nach Thailand, Philippinen, Indien und Kambodscha reisen mit dem einen Ziel: schnellen, billigen Sex! D.h. alle diese Menschen (ueberwiegend maennlich) tragen zur Ausbeutung von hunderttausenden von Kindern bei und unterstuetzen aktiv den Menschen- vor allem Kinderhandel. Kinderprostitution wird hier mit bis zu 30 Jahren geahndet und Vergewaltigung eines Kindes unter 12 Jahren sogar mit der Todesstrafe. Vermehrt wird es fuer Sextouristen schwieriger, sich mit Minderjaehrigen einzulassen. Denn es gibt mittlerweile Gesetze und bilaterale Abkommen, die ermoeglichen, dass man aufgrund von Beobachtungen, Sextouristen anzeigen und ueberfuehren kann. Es ist verboten, als Erwachsener ein philippinisches minderjaehriges Kind mit aufs Hotelzimmer zu nehmen. Viele Hotels und Pensionen haben diese Hinweisschilder mittlerweile auch. Auf der anderen Seite berichtet jeder Taxifahrer in Cebu City, bereits einen auslaendischen Gast mit einem minderjaehrigen phil. Kind gefahren zu haben. Oder unter der Hand wird in manchen Hotels fuer die auslaendischen Gaeste trotz aller Gesetzgebung “etwas” moeglich gemacht. Es ist weiterhin einfach, Sex mit Minderjaehrigen zu haben, denn von zu vielen, die es verhindern koennten, wird es gebilligt und das geht bis in die hohen Aemter einer Stadt, denn schliesslich ist es eine Form von Tourismus und das belebt bekanntlich die Konjunktur.

Die Nachfrage ist also weiterhin sehr gross vor allem hinsichtlich der Kinderprostitution. Gewiss traegt die wirtschaftliche Lage der Familien hier dazu bei, dass sich Kinder prostituieren muessen oder geschickt werden. Es geht ums Ueberleben, nicht darum, sich ein wenig was dazu zu verdienen, sondern einfach nur ums Ueberleben. Nach Zeitungsberichten gibt es sogar Kinder, die sich fuer sauberes Wasser prostituieren.

Wer sich ein wenig mehr ueber das Thema informieren moechte, dem empfehle ich vor allem die PREDA Homepage und die Aktion Schutzengel von MISSIO Aachen.

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