Mit Carmela unterwegs …

November 17, 2008

Spezielle Menschrechtserziehung

Filed under: Projekttagebuch — Carmela @ 4:23 pm

SHARE (Special Human Rights Education) hat das Ziel, die Menschen in den Gemeinden (auf lokaler Ebene) über spezielle Menschenrechtsthemen zu informieren. Dazu fährt das “Human Rights Team” raus und gibt ganztägige Seminare. In der Regel arbeiten sie mit den örtlichen Sozialämter zusammen, die entweder auf PREDA zugehen, weil ihnen vermehrt Fälle von Menschenrechtsverletzungen in einer Gemeinde zu Ohren gekommen ist, oder der sogenannte “Barangay Captain” (eine Art Gebiets- od. Gemeindebürgermeister), meldet an, dass die Einwohner solch ein Seminar benötigen. Letzten Freitag war das Team sogar auf einer Großveranstaltung von über 150 TeilnehmerInnen (PolizistInnen, Amtsträger der Gemeinden und Kommunen). Man sollte meinen, dass diese sich in den Gesetzgebungen auskennen sollten, jedoch ist das nur bedingt der Fall. Zum einen wissen einige nicht wirklich, was sich hinter bestimmten Gesetzen wirklich verbirgt, und wie damit umzugehen ist, zum anderen, ignorieren andere einfach Fälle von Menschenrechtsverletzungen.

Ich war letzen Dienstag mit dem Menschenrechtsteam -das sind 3 PREDA MitarbeiterInnen aus dem Menschenrechtsdepartment - in einer Gemeinde, die hoch oben in der Bergregion lebt. Wir sind zunächst in dei nächstliegende Stadt dieser Gemeinde gefahren (ca. 1 Std.), und haben dann das Fahrzeug gewechselt, weil wir mit unsrem normalen Minivan nicht dorthin kommen, denn die Strecke besteht nur aus riesigen Schlaglöchern und ist nicht befestigt. Man stelle sich unsere Wanderwege vor, jedoch mit viel mehr Steinen und riesiegen Löchern, die voller Wasser sind. Die Fahrt in die Berge hat nochmal eine Stunde gedauert, und die Stoßdämpfer waren das wichtigste an diesem Wagen. Ich hätte nie gedacht, dass in dieser Gegend überhaupt noch Menschen leben. Unterwegs sind wir vielen indigenen Menschen begegnet, die ganz dunkel sind, mit ganz filzigen Haaren und noch kleiner als die philippinschen Stadtbewohner. Manche wollten mitgenommen werden, weil wir eine Ladefläche hatten, und die sind dann einfach drauf geklettert und wenn sie aussteigen wollten, haben sie auf’s Dach geklopft.

Das Menschenrechtsteam spricht überwiegend über drei Theman bzw. Gesetze: alle Formen von Kindermisshandlung, Rechte der Frauen und deren Schutz, Kinder und Jugendliche im Konflikt mit dem Gesetz. Die Bedeutung und Aufgabe der Gemeindevorsteher wird dabei immer besonders berücksichtigt, denn diese spielen bei allen Familienangelegenheiten und Streitigkeiten eine wichtige Rolle. Anschließend erklären sie, wie man einen Aktionsplan aufstellt, und was wichtig ist, zu bedenken, wenn Gemeinden verschiedene Projekte und Programme installieren wollen bzw. müssen (z.B. Familienhilfe, Kindererziehung etc.).

Es waren also ca. 40 TeilnehmerInnen anwesend, überwiegend Frauen, etwa 10 Männer und viele Kinder. Für uns sind diese Themen sehr selbstverständlich - auch wenn es bei uns erst Ende der 90iger Jahre ein Gesetz bezüglich Vergewaltigung in der Ehe gibt. Und das Human Rights Team hat die Gesetze echt sehr gut drauf, und erklärt sie verständlich und lebensnah. Hier und da haben sie die Leute auch gefragt, wie sie in bestimmten Situationen handeln würden. Ähnlich wie bei uns, fällt es Filipinos schwer, sich in die Angelegenheiten anderer Menschen einzumischen. Wenn z.B. eine Frau oder ein Kind auf der Straße misshandelt wird, zögert man, dies zu melden, bzw. wenn, dann möchte man anonym bleiben. Die PREDA MitarbeiterInnen haben erklärt, dass jede Form von Misshandlung an Kindern und Frauen keine Privatsache ist, sondern öffentliches Recht betrifft. Um die Meldung von Misshandlung zu vereinfachen, gibt es eine PREDA Hotline, wenn Leute sich scheuen, ihrem Gemeindevorstehern oder der Polizei Bescheid zu geben. PREDA wird dann diese Meldung verfolgen und entsprechende Schritte einleiten. Die Gemeindevorstehern dürfen bezüglich solcher gemeldeten Fällen keine eigenständigen Schritte einleiten, wie z.B. eine Einigung zwischen Opfer und Täter, sondern solche Fälle müssen offiziell gemeldet werden, weil dies eine Straftat ist und diese gerichtlich geahndet werden muss.

Es ist schon ziemlich befremdend für mich gewesen, wie viele Männer sogenannte Schläge aus Liebe zu ihren Kindern billigen und befürworten, und das fast alle (Frauen wie Männer) die Meinung vertraten, dass ein Mann, der seine Frau auf der Straße schlägt, dies rechtens tut, wenn sie es verdient hat, z.B. im Falle von Ehebruch oder Ähnlichem. Davon hängt es ab, ob man dies melden würde oder nicht. Das Human Rights Team hat echt die Geduld, den Menschen zu erklären, dass diese unabhängig von der Ursache der Misshandlung, eine Straftat ist.

Das Gesetz zum Schutz von Frauen und deren Rechte ist noch nicht sonderlich alt, und als dieses installiert wurde, haben viele Männer dagegen gesprochen, weil sie sich angegriffen fühlten! Erst als man erklärt hat, dass dieses Gesetz nicht dazu da ist, um die Stellung des Mannes zu mindern, sondern die Rechte der Frauen und ihre Stellung zu stärken, aufgrund der Gleichstellung von Frau und Mann, konnte die breite Masse der Bevölkderung dem zustimmen (was jedoch nicht die Voraussetzung für die Implentierung eines Gesetzes ist). Ich weiß, für uns Westeuropäer hört sich das alles sehr sehr rückständig an. Aber es ist gut, dass die Phililppinen solche Schritte tut. Dagegen ist sehr interessant, dass hinsichtlich Bildung und Stellung der Frauen in wirtschaftlichen und politischen Berufen die Philippinen Deutschland seit letztem Jahr überholt haben. Laut dem sogenannte Gleichstellungsbericht der Geschlechter des Weltwirtschaftsforum von 2007 (Global Gender Gap Report), der weltweit die Stellung der Frau unter Berücksichtigung unterschiedlicher Aspekte untersucht, sind die Philippinen von Platz 6 auf Platz 5 gerueckt und haben damit Deutschland überholt (2006 auf Platz 5, 2007 “nur” noch Platz 7). Vorne weg sind - verständlicherweise - die ganzen skandinavischen Länder. Also nicht alles ist hier rückständig und unzivilisiert. Man muss dann genau hinschauen, in die verschiedenen Bevölkerungsschichten und Herkunftssituationen der Menschen.

Hier bei diesem Seminar habe ich wirklich erfahren können, dass so vieles von der Erziehung und Aufklärung abhängt. Diese Menschen wissen nicht sonderlich viel von Gesetzen und den Rechten, die sie haben. Umso besser ist es, dass PREDA in den verschiedenen Gemeinden regelmäßig solche Veranstaltungen hält. PREDA macht es den Menschen auch so einfach wie möglich, z.B. die Beköstigung des ganzen Tages (Essen ist ja das wichtigeste im philippinischen Leben) und der Transport von Gemeindemitgliedern, die weiter weg wohnen, wird komplett von PREDA getragent. Die Kommunen haben keinerlei Kosten zu tragen. Manche Regionen (Bundesländer) geben einen Zuschuss.

Am Abend waren wieder zurück von den Bergen. Zur Zeit sehe ich das Human Rights Team kaum im PREDA Zentrum, weil die in diesem Monat sehr viele Seminare haben.

November 15, 2008

Meine Schuetzlinge

Filed under: Fotos, Projekttagebuch — Carmela @ 11:02 am

Ich hatte ja mal vor kurzem berichtet, dass wir ganz viele neue Jungen bekommen haben. Deshalb hat das Department von denen ueberlegt, den nicht formalen Unterricht anders zu strukturieren. Da die meisten der Jungen nicht in die Schule gehen, bekommen sie bei PREDA eine Art Ersatzunterricht. Es sind 17 Jungen, die als Grundschueler eingestuft wurde - auch wenn die zwischen 12 und 17 Jahren sind, und manche koennen gerade mal ihren Namen schreiben. Die Jungen, die wesentlich weiter sind (ca. 10) bekommen einen getrennten nicht formalen Unterricht. Zur Zeit lernen die, mit dem Computer umzugehen. Zweimal in der Woche gebe ich eine Aktivitaet (Teamarbeit, Kooperation, life skills) fuer die Grundschueler vormittags nach ihrem Unterricht.

Bei den Maedchen sind es viel weniger, die nicht in die Schule gehen. Und Ziel der sogenannten OSY (out of school youth: Jugendlichen, die nicht die Schule besuchen) ist es, in Kuerze wieder die Schule zu besuchen. Man merkt auch, dass sie einen ganz anderen Hintergrund haben und sind viel fitter was Bildung angeht. Die PREDA Maedchen sind generell sehr gut in der Schule, die bekommen immer Preise als Klassenbeste. Wohlmoeglich hat es auch damit zu tun, dass sie aufgrund ihrer Erfahrung sehr ehrgeizig gegworden sind, um etwas in ihrem Leben zu erreichen. Viele haben sich sehr hohe Ziel gesteck (Lehererin, Psychologin, Anwaelting, Aerztin, Sozialarbeiterin). Ich arbeite also jeden Nachmittag mit den OSY Maedchen.

Zwei Fotos von meinen Schuetzlingen.

November 7, 2008

Neues aus PREDA

Filed under: Fotos, Projekttagebuch — Carmela @ 5:29 pm

Allein Gestern Abend haben zwei unserer Sozialarbeiterinnen vom Rescue Team (Rettungsteam) 6 neue Jungen mitgebracht. Sie haben alle - Gott sei Dank - kein Verfahren, sondern sind aufgrund von Vernachlässigung überwiegend auf der Straße und haben Rugby geschnüffelt. Jetzt haben wir insegesamt 54 Jungs im Zentrum. Damit ist auch schon die Grenze für’s Heim hier in Olongapo überschritten, und es werden ein paar Jungs, die schon länger dabei sind, nach Castellejos ins Außenzentrum transportiert. Nächstes Jahr sollen sowieso alle Mädchen und Jungs (natürlich getrennt) in neugebaute Heime ausserhalb des Bürogebäude in Olongapo City transferriert werden. Zusätzlich sollen auch Häuser bzw. Wohnungen für wenig Miete in der Nähe der Heime für das Personal gebaut werden, damit diese nicht die teuren Arbeitswege auf sich nehmen müssen.

Heute war ich bei deren ausserschulischen Erziehung dabei. Und da ist ein Junge, der ist gerade mal 12 Jahre und sowas von klein. Der könnte als 7jähriger durchgehen. Generell sehen die Jugendlichen hier ja aus wie Kinder.

Bei den Mädchen sind es z.Z.49, 37 sexuell missbrauchte Kinder und Jugendliche und 12 kommerziell sexuell ausgebeutete Jugendliche.

Heute war wieder eine Konferenz über die Bekämpfung der Kinderprostitution und Kinderhandel. Dieses Mal kamen die TeinehmerInnen aus der Region Zambales, wozu PREDA gehört. Das Human Rights Department war ein wenig enttäuscht über die Anzahl der TeilnehmerInnen, weil bis Gestern viel mehr PolizistInnen angemeldet waren, die Heute dann abgesagt haben. Das ist vierlerorts ein großes Problem, dass viele PolizistInnen gar nicht die Dringlichkeit und Notwendigkeit darin sehen, sich dem Thema Kinderprostitution zu widmen. Vor zwei Wochen haben wir ein Mädchen bekommen, die von 4 Männern sexuell missbraucht wurde. Dies wurde direkt bei der Polizei gemeldet, die hat jedoch erst 36 Std. später reagiert. PREDA will jetzt diese Polizeistation verklabgen, weil sie damit eindeutig mit den Tätern kollaboriert hat. Ob es was bringt, sei doch dahin gestellt. Denn es ist so was von schwer, Fälle für die Mädchen zu gewinnen. Jedoch kein Grund, weiterhin dafür zu kämpfen. Vor allem viele männliche Polizeibeamten nehmen das ganze Thema Vergewaltigung von Kindern und Jugendlichen auf die leichte Schulter. Und da Beamte hier sehr korrupt sind, decken diese natürlich auch die Sexbars, wo Minderjährige arbeiten.

Ein Mädchen hatte gestern Morgen ihr Verhör im Gericht wegen sexuellen Missbrauch. Wir haben am Nachmittag versucht, sie darauf vorzubereiten, indem wir das Verhör zusammen mit den out of school Mädchen gespielt haben - ich durfte die Richterin sein. Sei ist 13 Jahre alt. Aber es war so schwer für sie, zu sprechen - was wir gut nachvollziehen können. Glückerlicherweise ist es ihr gelungen, vor Gericht auszusagen. Die Mädchen schämen sich sehr darüber, was mit ihnen geschehen ist, und manchmal dauert es, bis sie bereit sind, vor dem Gericht auszusagen. Das Problem hier ist, dass die Kinder ganz normal aussagen müssen, kein extra Raum, wo nur Richter, Staatsanwalt und Verteidiger sind. Mittlerweile haben einige RichterInnen die Nachsicht und schicken alle Leute, die nichts mit dem Fall zu tun haben, raus, um das Mädchen mehr zu schützen.

Gestern war ich mit den Mädchen am Strand, die nicht oder noch nicht wieder in die Schule gehen. Das sind diejenigen, denen ich jeden Tag eine sog. Wertevermittlung gebe.

Hier sind die Fotos vom Strandausflug.

October 30, 2008

AKBAY – Kinder und Jugendorganisation von PREDA

Filed under: Fotos, Projekttagebuch — Carmela @ 3:50 am

1998 hat sich die Kinder- Jugendorganisation AKBAY gegründet. AKBAY (Aksyon ng Kabataan at mga Bata para sa Bayan) bedeutet: Kinder und Jugend Aktion für das Land. Wenn man das wortwörtlich übersetzt, heißt es: jemandem den Arm auf die Schulter legen als Geste der Freundschaft, tiefer Sympathie, eine Geste der Unterstützung.

Zur Zeit hat AKBAY über 70 Mitglieder zwischen 17 und 27 Jahren. Es gibt eine sehr klare Struktur mit Chairman, Secretary, Speaker, Schatzmeister usw. Also, die Ämter - und noch ein paar mehr - wie wir sie auch von Jugendorganisationen her kennen. Das Leitungsgremium besteht aus älteren Jugendlichen (18-25 Jahren). Aufgabe von AKBAY ist, das Anliegen von PREDA öffentlich zu machen. Deshalb gibt es verschiedene Bereiche: Umweltschutz, Verteidigung der Kinder- und Frauenrechte, sozial-ökonom. Projekte, Erziehung - Kultur - Sport, Partizipation von Kindern und Jugendlichen und Steuerung, präventive Gesundheitserziehung und kirchl. Stellungsnahmen. Die Jugendlichen kommen aus anderen Lebensverhältnissen als die Mädchen und Jungen in den PREDA Heimen. In der Regel sind es fast alles College Studierende. Über die Öffentlichkeitsarbeit von PREDA in den Schulen, wird das Interesse für PREDA und AKBAY geweckt. Es gibt auch einige wenige von unseren HeimbewohnerInnen, die AKBAY Mitglieder sind. Es kann gut sein, dass sich das in Zukunft ändern wird, weil das Interesse vor allem bei den Mädchen sehr groß ist, einmal zu AKBAY zu gehören. Die Mitglieder kommen aus der ganzen Region Zambales (sowas wie ein Bundesland) und der Stadt Olongapo.

Neben Seminaren, Trainings und Events ist Theater und Musik Methode und Medium von AKBAY, um in der Öffentlichkeit zu wirken. Es gibt eine Tanztruppe und zwei Theatergruppen, eine nationale, die innerhalb der Philippinen tourt und eine internationale, die schon auf Europa Tour war (auch Deutschland, u.a. Köln) und beim WJT in Sydney aufgetreten ist. Sie haben 4 Theaterstücke, um ihre Botschaft rüberzubringen: Knastkinder, sexuelle Ausbeutung und Prostitution, Umweltverschmutzung und -schutz, und das vierte habe ich vergessen … hehehe. Das sind also alles Laienspieler, und sie engagieren sich ehremamtlich, aber WOW!, die sind sowas von super professionell! Außerdem moderieren sie jeden Sonntag Mittag im regionalen Radio die Sendung “Angel Anni” (wo ich auch schon zu Gast war).

Am Donnerstag war die jährliche Generalversammlung im Zentrum, bei der u.a. Neuwahlen anstanden für das Leitungsgremium. Und anschl. war eine Retro Party, weil ja Halloween ist. Ich bin nicht bis zum Schluss geblieben, da ich noch nach Manila fahren musste. Denn am 31.10. zu reisen, ist wegen Allerheiligen einfach zu krass, weil nämlich dann jeder unterwegs ist.

Hier sind die Fotos.

October 29, 2008

Straßenkinder Konferenz

Filed under: Fotos, Projekttagebuch — Carmela @ 3:38 am

Mittlerweile die zweite, und ganz viele unterschiedliche Organisationen und Schulen haben daran teilgenommen. Eine Parade durch die Stadt hat alles eingeleitet, so richtig mit Luftballons, Fähnchen und Musik. Bei der Konferenz selbst sind es Jugendliche gewesen, die das ganze moderiert und auch die Forderungen an die Stadt vorgestellt haben. Ehrungen gab es ganz viele für die kinderfreundlichsten LehrerInnen und DirektorInnen (das ist doch mal ne Anregung für uns!) und natürlich viele Darbietungen vor allem solche, die mit Musik, Singen und Tanzen zu tun haben. Unsere Jungen haben ihr Theaterstück über „Knastkinder“ vorgeführt.

Die Mädchen waren ab der Parade dabei (die nennen das hier „Rally“ – is eigentlich mehr ne Demonstration), also die, die man bei solchen Veranstaltungen mitnehmen kann und nicht die Gelegenheit nutzen, um weg zu laufen.

Die Kinder- und Jugendorganisation von PREDA „AKBAY“ war ebenso dabei.

Hier sind die Fotos: Theaterprobe, Straßenkinder Konferenz.

October 28, 2008

Willkommensritus bei den Jungen

Filed under: Fotos, Projekttagebuch — Carmela @ 3:33 am

Immer wenn neue Jungen kommen, werden die feierlich in die PREDA Familie aufgenommen. Eigentlich wird solche eine Feier jeden Monat gemacht. Aus irgend welchen Gründen gab es seit August keine mehr, so dass über 20 aufgenommen wurden. Veranstaltet wird der Willkommensritus im Außenzentrum in Castellejos.

Dieser Willkommenritus hat eine starke Anlehnung an die Taufe. Es geht also um Umkehr und Aufnahme. Die Jungs bekommen die Augen verbunden, zum einen, um es spannender zu machen, zum anderen, um die Dunkelheit besser zu erfahren. Dann folgt eine Schriftlesung über das Licht der Welt, und anschließend bekommt jeder Junge persönlich mit Handauflegung auf die Schulter die Zusage und Bestärkung, kein Kind der Dunkelheit mehr sein zu müssen und die Fähigkeit besitzt, sich ändern zu können. Alle aufzunehmenden Jungs halten während dessen eine Kerze in der Hand und nach der Zusage wird die Augenbinde abgenommen. Einige mussten richtig weinen. Alle anderen Jungen und alle MitarbeiterInnen gratulieren den Neuzugängen und heißen sie Willkommen, per Handschlag, Umarmung oder eben in deren Art und Weise (so en bißchen Gangster und coll mäßig, wie das unsere dtsch. Jungs eben auch machen würden).

Anschließend gibt es Essen, und natürlich das Goldilocks Kuchen und Eis nicht fehlen.

Hier sind ein paar Fotos.

October 26, 2008

PREDA Bilder

Filed under: Fotos, Projekttagebuch, Trips - Reisen — Carmela @ 3:30 am

Hier sind ein paar Fotos um und im Zentrum und über PREDA selbst.

Ich werde dieses Album immer ergänzen. Leider vergesse ich, meine Kamera mit zu nehmen; denke nur daran, wenn besondere Veranstaltungen statt finden.

October 25, 2008

Besuche der Mädchen zu Hause und Nachsorge-Besuche

Filed under: Projekttagebuch — Carmela @ 3:21 am

Wie immer, wenn es nach Manila geht, muss ich um 4 Uhr morgens parat sein … auch wenn ich dann leider Gottes immer Verspätungen von ner halben Stunde in Kauf nehmen muss. Ich brauch dann nicht bis oben ins Zentrum zu fahren, sondern lasse mich vor Dunkin Donuts abholen, und beim Warten merke ich immer wieder, was um diese Uhrzeit schon los ist. Entweder sind die Leute dann noch immer oder schon wieder unterwegs. Großstädte schlafen halt nie. 10 Mädchen hatten ihre Besuche zu Hause anstehen (Manila und Umgebung) und 2 sind in die Reintegration entlassen worden (eine nach 2, eine nach 4 Jahren). Die Besuche sind nicht immer bei den biologischen Eltern, sondern bei den Familienangehörigen, wo eine Reintegration möglich sein könnte. In manchen Fällen lebt der Misshandler ja immer noch zu Hause oder in der Nachbarschaft. Also, 12 Mädchen, drei Sozialarbeiterin, ich und ein unerfahrener (neuer) Fahrer saßen eingepfercht in einem Minibus, der für 9 Personen ausgestattet war, zusätzlich das Mittagessen und Gepäck der Mädchen. Auf der Rückfahrt waren wir immerhin ein Mädchen weniger, weil wir ein Nachsorgemädchen mit nach PREDA genommen haben, weil dort in der Nähe ihre Mutter lebt, die sich um das Kind des Mädchen kümmert, und sie ihr Kind schon länger nicht mehr gesehen hat. Erwähnte ich, dass die PREDA Fahrzeuge keine Aircondition haben? Also, man stelle sich vor, dass man eben mit 16 Menschen den ganzen Tag im Hochsommer, mit über 70% Luftfeuchtigkeit durch den Smog einer Großstadt fährt. Die Mädchen haben die meiste Zeit geschlafen, weil die Hitze ja auch so müde macht.

Die Besuche sind immer nur ganz kurz, höchstens 45 Minuten. Die Sozialarbeiterin spricht dann mit denen, die gerade da sind, und erkundigt sich, was so alles passiert ist zwischen zeitlich, wie es der Familie geht usw. Ein Mädchen hat ihre Mutter nach 8 Jahren zum ersten Mal wieder gesehen, denn sie hat das Kind damals vor dem Bürgerhaus abgegeben (also einfach dort gelassen und ist gegangen). Sie lebt jetzt mit einer Frau zusammen. Bis wir erst einmal das Haus gefunden haben … Wir haben einfach immer wieder nach dem Namen in den Dörfern gefragt, das Mädchen selbst den Menschen gezeigt und gefragt, ob sie sie vielleicht kennen. Glücklicherweise wusste eine Frau Bescheid, die wir dann einfach mit im Bus genommen haben, um zum Haus zu kommen. Mal sehen, ob es in diesem Fall zu einer Reintegration kommen wird, denn das Mädchen ist jetzt 16 Jahre und fast mit der High-School fertig, und sie weiß selbst, dass sie nicht für immer in PREDA bleiben kann, zumal sie auch kein Missbrauchsopfer ist.

Ganz schlimm war, dass die Sozialarbeiterinnen zum ersten Mal diese Mädchen Konstellation nach Manila begleitet haben und selbst nicht wussten, wo die Familien leben. Das heißt, wir mussten uns auf die Mädels selbst verlassen, die jedoch selbst nicht so genau wussten, wohin es gehen sollte. Hinzu kommt der Fahrer, der zum ersten Mal für PREDA gefahren ist, sich nicht in Manila auskannte. Letzten Endes haben wir 6 Familien besucht und 2 Nachsorgebesuche gemacht. Ich bin dann immer mit raus und hab die Familien mit besucht – schon allein, um zwischen durch mal ein wenig wehenden Smog abzubekommen. Ein Mädchen sagte mir im Vorfeld, dass sie sich schämt, wenn ich sehe, wie sie leben. Ich habe ihr erklärt, dass mir das nix ausmacht, denn schließlich habe ich auch Familienangehörige die in ganz einfachen, armen Verhältnissen leben. So war es dann auch.

Ein Reintegration Mädchen (17 Jahre) lebt jetzt bei ihrem älteren Bruder (Anfang 30). Die Reintegration wird immer gut vorbereitet und die Angehörigen müssen regelmäßig nach PREDA kommen. Sie war zwischen zeitlich auch auf Besuch in PREDA, und es geht ihr sehr gut. Sie hat ein Stipendium von PREDA und studiert Psychologie im ersten Semester. Sie hat mir manchmal, wenn sie Zeit hatte, bei meinen Aktivitäten geholfen und für mich übersetzt.

Am Abend sind wir dann mit allen in eine Mega Mall, um zu Essen bei Jollibee, und die Mädchen durften ein wenig einkaufen oder sich im Vergnügungsbereich (sowas wie ne Spielhalle für Kinder) aufhalten. Um Mitternacht waren wir dann auch wieder zurück in Olongapo.

October 24, 2008

Wenn die künstliche Empfängnisverhütung per Gesetz droht

Filed under: Land und Leute, Projekttagebuch — Carmela @ 3:11 am

Seit letztem Jahr gibt es den Entwurf zu einem Fortpflanzungsgesundheitsgesetz (ich kann’s nicht besser übersetzen. „Reproductive Heath Bill“). Die philippinische Regierung macht sich ernsthaft Sorgen, wie man der stetig steigenden Bevölkerung entgegen wirken kann. Das Gesetz beinhaltet Serviceleistungen für Familienplanung (künstlich und natürlich), Erziehung im Bereich Kindererziehung, Kinderernährung, Sexualunterricht, Empfehlung für ideale Familiengröße (kein Gebot) und vieles mehr rund um das Thema Familie, Familienplanung und Erziehung. Das, was so Furore macht, ist die Tatsache, dass künstliche Schwangerschaftsverhütung per Gesetz in einem katholischen Land für alle zugänglich gemacht werden soll. Es gibt nun viele Befürchtungen, dass damit auch die Legalisierung von Abtreibung Tor und Tür geöffnet wird. Außerdem, dass durch ein Sexualunterricht ab der Grundschule bis zur 10. Klasse sexuelle Ausschweifungen die Folge sein könnten. Über 70% der Philippinos sind jedoch dafür, dass künstliche Schwangerschaftsverhütung einfacher zugänglich gemacht werden soll, da der Zusammengang zwischen Armut und kinderreichen Familien auf der Hand liegt – wie ja auch bei uns.

Mehr zum Inhalt und Verständnis dieses Gesetzentwurfes hier.

PREDA hat zu diesem Thema ein Forum veranstaltet, an dem verschiedene NGO (Nichtregierungsorganisationen) und Kirchengruppierungen teilgenommen haben und alle interessierten PREDA MitarbeiterInnen. Leider war die Veranstaltung von den SprecherInnen sehr einseitig, da alle gegen das Gesetz gesprochen haben. Es war ein Politiker der Stadt und ein Ehepaar aus einer Kirchengemeinde dort, die ihre Meinung vertreten haben.

Für mich war das alles sehr befremdend, jedoch die Ängste und Befürchtungen nachvollziehbar. Es herrscht solch eine große Angst bei den gebildeten Philippinos, dass die Moral des Landes unter den Folgen des Gesetzes leiden könnte, und dass Kinder und Jugendliche zu sexsüchtigen Personen herangezogen werden. Klare Aussage der SprecherInnen war: Disziplin und kein Sex, wenn man keine Kinder mehr haben möchte. Das ist die sicherste Methode, ansonsten sollte man auf die natürliche Weise zurück greifen, die natürlich bekanntlich nicht sicher ist.

Da mir das dann doch alles zu einseitig war, hab ich mir gedacht, dass ich doch mal von meinen Erfahrungen hier aus Deutschland erzählen könnte, dass man hier ab der zweiten bis zur neunten Klasse Aufklärungsunterricht hat, und dass dadurch die Kinder und Jugendlichen keine sexhungrigen Wesen (sex maniacs – das war in aller Munde) sind, sondern dass sie lernen, verantwortungsvoll mit diesem Thema umzugehen (auch wenn das in den letzten Jahren was nachgelassen hat). Und die wenigsten ungewollten Schwangerschaften haben eine Abtreibung zur Folge, so dass es zwischen künstlicher Empfängnisverhütung und Abtreibung nicht notwendiger Weise einen Zusammenhang gibt. Gerade die jüngeren Anwesenden des Forums haben dann eingestanden, dass sie sich auch Aufklärung in der Schule wünschen, jedoch heißen sie es nicht für gut, wenn die künstl. Empfängnisverhütung gelehrt wird. Jedoch ist letztere Aussage nicht repräsentativ in der Bevölkerung.

Ein Argument was immer wieder als Kontra betont wurde, war die Tatsache, dass die Philippinen ein christlich orientiertes Land sei, und man sich weiterhin danach orientieren sollte. Dazu – das hab ich dann nicht gesagt, sondern nur gedacht – muss man jedoch sagen, dass über 80% auf dem Papier katholisch sind, das jedoch überhaupt nicht bedeutet, dass die auch alles nach christlich ethischen und moralischen Maßstäben handeln. Es mangelt eben an einer ethischen – christlich orientierten – Gewissenbildung, sonst gäb es ja wohl nicht so viele Eltern, die ihre Kinder auf die Straße schicken, in die Prostitution, Kinder in die Welt setzen und dann nicht wissen, wie sie sie ernähren können, Korruption, Kriminalität usw. Gewiss, vieles ist Folge von Armut, jedoch ist es nie eine Entschuldigung, vor allem wenn es deutliche Menschenrechtsverletzungen sind. Vergewaltigung in der Ehe und sonstige Misshandlungen an Frauen sind z.B. auf der Tagesordnung. Das christliche Menschenbild ist zu sehr beeinflusst vom Bild des spanischen Großgrundbesitzer, der über die Familie herrscht. Kinder sind da, damit die Zukunft gesichert ist und nicht, weil sie die Frucht der Liebe (im christlichen Kontext gesprochen) sind. Kinder werden nicht zu eigenständigen Personen erzogen, die ihren eigenen Wege gehen sollen, sondern lernen, dass sie immer und zu jeder Zeit für ihre Familie und die Eltern verantwortlich sind.

Ich gebe einem Sprecher Recht, wenn er anfragt, wer denn sagt, dass die Philippinen übervölkert sind. Wir sprechen dann von Übervölkerung, wenn ein Land nicht in der Lage ist, sein eigenes Volk zu versorgen. Jedoch ist das ja in vielen Ländern die Folge von Armut, und diese ist wiederum die Folge der ungerechten Verteilung der Güter und Ressourcen.

Das weitere Problem, warum so viele gegen dieses Gesetzt sind, ist die Tatsache, dass es 30 Milliarden Pesos kosten würde, um es umzusetzen. Und sich jeder fragt, woher denn dieses Geld her kommen soll. Es ist das generell Misstrauen der Regierung gegenüber, weil sie nun einmal korrupt ist. Statt dass sie dieses Geld den NGOs und Kirchen zu Verfügung gestellt wird, oder die Regierung selbst vernünftige Programme für den Kampf gegen Armut umsetzt, wird ein Gesetzt eingeführt, dass viele Philippinos als nicht ethisch korrekt betrachten.

Ich persönlich denke, dass viele Inhalte dieses Gesetzes sehr gut sind, denn die Philippinen brauchen auch ganz konkrete und schnelle Hilfe im Bereich Familienplanung. Das eine sind die Seminare, die Kirchen und NGOs für die arme Bevölkerung durchführt, die langfristig Wirkung zeigen. Das andere ist die akute Hilfe, wenn eine Familie schon 7 Kinder hat, keinen Job, verarmt, und die Eltern sind gerade mal 35 Jahre alt. Da hilft es recht wenig, denen zu sagen, dass sie für den Rest ihres Lebens auf Sex verzichten sollen, denn nur so sind sie verantwortungsvolle Eltern.

Es bleibt also spannend, was in den nächsten Wochen dies bezüglich geschehen wird.

October 23, 2008

Es geht weiter …

Filed under: Familie und Freunde, Projekttagebuch — Carmela @ 3:09 am

Manche haben mich gefragt, ob ich keine Lust mehr habe, zu schreiben oder einfach keine Zeit oder so. Letzteres ist der Fall gewesen. Während der Woche komme ich so gut wie nicht zum Schreiben, weil ich auch Abendtermine habe und seit einer Woche habe ich dreimal die Woche auch noch Tagalog Unterricht. Und alles läuft irgendwie langsamer, d.h. die Zeit ist schon gefüllt, aber man brauch für alles viel mehr Zeit bzw. man lässt sich die Zeit, ob es die Kassiererin an der Kasse ist und vor allem die Anfangszeiten der Termine. Viel Zeit verbringe ich mit warten.

In den letzten zwei Wochen habe ich vormittags ca. 70 Berichte der Gerichtsanhörungen der Jungs geschrieben, weil die Sozialarbeiterin, die dafür zu ständig ist seit April im Rückstand war. Sie ist oft auf „field work“, also außerhalb unterwegs auf Anhörungen, Heimbesuche bei den Angehörigen. Deshalb sind die Berichte liegen geblieben. Ich habe also alle ihre Wochenberichte seit dieser Zeit durchforstet und die Ergebnisse der Anhörungen zusammen gefasst für die Akte, weil das Sozialamt regelmäßig vorbei kommt und die Unterlagen überprüft.

Mittlerweile bin ich gebeten worden, für die Jungen, die nicht in die Schule gehen – das sind die meisten – praktisch orientierte Module zum Thema interpersonale Kommunikation auszuarbeiten und sogenannte „Skills of Life“ (Soziale Fähigkeiten für’s Leben). Neben den nichtformalen Unterricht, der bestimmte Themen anspricht, wie z.B. Müllverarbeitung, Umweltschutz, Drogen und –missbrauch, soll künftig diese Module durchgeführt werden. Seit dieser Woche bin ich also damit fertig geworden und muss sie nur noch mit dem Projekt Koordinator absprechen.

Meine Nachmittagsaktivität für die out of school youth (Jugendliche, die nicht die Schule besuchen) der Mädchen laufen sehr gut. Die Gruppendynamik war das Problem, weil wie letzte Woche, die ganzen Grundschuljugendlichen Semesterferien hatten (für 2 Wochen) und dann auch dabei waren, neben meinen 6 Jugendlichen, die ich sonst betreue. Wir haben alle Jüngeren (unter 13 Jahre) aussortiert und eine Erzieherin hat sich dann um die gekümmert. Ich behandle mit denen Themen wie z.B. „Zuhören“ (im empathischen Sinne), „Aufbauende Aussagen und Gesten – Niedermachende Aussagen und Gesten“, „Respektiere dich selbst und andere“, „Ich bin verantwortlich für mich und andere“, „Was – Warum – Wie – Botschaften“ usw. Alles ist mit Übungen und viel Interaktion verbunden. Spiele vor, nachher und zwischen durch sind ein Muss dabei. Puh, echt gut, dass ich in der Kinder- und Jugendarbeit tätig war … denn die lieben die deutschen Kreisspiele! Manche sind denen bekannt, mit kleinen (philippinischen) Varianten.

Also, meine Zeit ist gut gefüllt und erfüllt mich auch sehr!

Liebe Grüße,

Eure Carmela.

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