Mit Carmela unterwegs …

October 24, 2008

Wenn die künstliche Empfängnisverhütung per Gesetz droht

Filed under: Land und Leute, Projekttagebuch — Carmela @ 3:11 am

Seit letztem Jahr gibt es den Entwurf zu einem Fortpflanzungsgesundheitsgesetz (ich kann’s nicht besser übersetzen. „Reproductive Heath Bill“). Die philippinische Regierung macht sich ernsthaft Sorgen, wie man der stetig steigenden Bevölkerung entgegen wirken kann. Das Gesetz beinhaltet Serviceleistungen für Familienplanung (künstlich und natürlich), Erziehung im Bereich Kindererziehung, Kinderernährung, Sexualunterricht, Empfehlung für ideale Familiengröße (kein Gebot) und vieles mehr rund um das Thema Familie, Familienplanung und Erziehung. Das, was so Furore macht, ist die Tatsache, dass künstliche Schwangerschaftsverhütung per Gesetz in einem katholischen Land für alle zugänglich gemacht werden soll. Es gibt nun viele Befürchtungen, dass damit auch die Legalisierung von Abtreibung Tor und Tür geöffnet wird. Außerdem, dass durch ein Sexualunterricht ab der Grundschule bis zur 10. Klasse sexuelle Ausschweifungen die Folge sein könnten. Über 70% der Philippinos sind jedoch dafür, dass künstliche Schwangerschaftsverhütung einfacher zugänglich gemacht werden soll, da der Zusammengang zwischen Armut und kinderreichen Familien auf der Hand liegt – wie ja auch bei uns.

Mehr zum Inhalt und Verständnis dieses Gesetzentwurfes hier.

PREDA hat zu diesem Thema ein Forum veranstaltet, an dem verschiedene NGO (Nichtregierungsorganisationen) und Kirchengruppierungen teilgenommen haben und alle interessierten PREDA MitarbeiterInnen. Leider war die Veranstaltung von den SprecherInnen sehr einseitig, da alle gegen das Gesetz gesprochen haben. Es war ein Politiker der Stadt und ein Ehepaar aus einer Kirchengemeinde dort, die ihre Meinung vertreten haben.

Für mich war das alles sehr befremdend, jedoch die Ängste und Befürchtungen nachvollziehbar. Es herrscht solch eine große Angst bei den gebildeten Philippinos, dass die Moral des Landes unter den Folgen des Gesetzes leiden könnte, und dass Kinder und Jugendliche zu sexsüchtigen Personen herangezogen werden. Klare Aussage der SprecherInnen war: Disziplin und kein Sex, wenn man keine Kinder mehr haben möchte. Das ist die sicherste Methode, ansonsten sollte man auf die natürliche Weise zurück greifen, die natürlich bekanntlich nicht sicher ist.

Da mir das dann doch alles zu einseitig war, hab ich mir gedacht, dass ich doch mal von meinen Erfahrungen hier aus Deutschland erzählen könnte, dass man hier ab der zweiten bis zur neunten Klasse Aufklärungsunterricht hat, und dass dadurch die Kinder und Jugendlichen keine sexhungrigen Wesen (sex maniacs – das war in aller Munde) sind, sondern dass sie lernen, verantwortungsvoll mit diesem Thema umzugehen (auch wenn das in den letzten Jahren was nachgelassen hat). Und die wenigsten ungewollten Schwangerschaften haben eine Abtreibung zur Folge, so dass es zwischen künstlicher Empfängnisverhütung und Abtreibung nicht notwendiger Weise einen Zusammenhang gibt. Gerade die jüngeren Anwesenden des Forums haben dann eingestanden, dass sie sich auch Aufklärung in der Schule wünschen, jedoch heißen sie es nicht für gut, wenn die künstl. Empfängnisverhütung gelehrt wird. Jedoch ist letztere Aussage nicht repräsentativ in der Bevölkerung.

Ein Argument was immer wieder als Kontra betont wurde, war die Tatsache, dass die Philippinen ein christlich orientiertes Land sei, und man sich weiterhin danach orientieren sollte. Dazu – das hab ich dann nicht gesagt, sondern nur gedacht – muss man jedoch sagen, dass über 80% auf dem Papier katholisch sind, das jedoch überhaupt nicht bedeutet, dass die auch alles nach christlich ethischen und moralischen Maßstäben handeln. Es mangelt eben an einer ethischen – christlich orientierten – Gewissenbildung, sonst gäb es ja wohl nicht so viele Eltern, die ihre Kinder auf die Straße schicken, in die Prostitution, Kinder in die Welt setzen und dann nicht wissen, wie sie sie ernähren können, Korruption, Kriminalität usw. Gewiss, vieles ist Folge von Armut, jedoch ist es nie eine Entschuldigung, vor allem wenn es deutliche Menschenrechtsverletzungen sind. Vergewaltigung in der Ehe und sonstige Misshandlungen an Frauen sind z.B. auf der Tagesordnung. Das christliche Menschenbild ist zu sehr beeinflusst vom Bild des spanischen Großgrundbesitzer, der über die Familie herrscht. Kinder sind da, damit die Zukunft gesichert ist und nicht, weil sie die Frucht der Liebe (im christlichen Kontext gesprochen) sind. Kinder werden nicht zu eigenständigen Personen erzogen, die ihren eigenen Wege gehen sollen, sondern lernen, dass sie immer und zu jeder Zeit für ihre Familie und die Eltern verantwortlich sind.

Ich gebe einem Sprecher Recht, wenn er anfragt, wer denn sagt, dass die Philippinen übervölkert sind. Wir sprechen dann von Übervölkerung, wenn ein Land nicht in der Lage ist, sein eigenes Volk zu versorgen. Jedoch ist das ja in vielen Ländern die Folge von Armut, und diese ist wiederum die Folge der ungerechten Verteilung der Güter und Ressourcen.

Das weitere Problem, warum so viele gegen dieses Gesetzt sind, ist die Tatsache, dass es 30 Milliarden Pesos kosten würde, um es umzusetzen. Und sich jeder fragt, woher denn dieses Geld her kommen soll. Es ist das generell Misstrauen der Regierung gegenüber, weil sie nun einmal korrupt ist. Statt dass sie dieses Geld den NGOs und Kirchen zu Verfügung gestellt wird, oder die Regierung selbst vernünftige Programme für den Kampf gegen Armut umsetzt, wird ein Gesetzt eingeführt, dass viele Philippinos als nicht ethisch korrekt betrachten.

Ich persönlich denke, dass viele Inhalte dieses Gesetzes sehr gut sind, denn die Philippinen brauchen auch ganz konkrete und schnelle Hilfe im Bereich Familienplanung. Das eine sind die Seminare, die Kirchen und NGOs für die arme Bevölkerung durchführt, die langfristig Wirkung zeigen. Das andere ist die akute Hilfe, wenn eine Familie schon 7 Kinder hat, keinen Job, verarmt, und die Eltern sind gerade mal 35 Jahre alt. Da hilft es recht wenig, denen zu sagen, dass sie für den Rest ihres Lebens auf Sex verzichten sollen, denn nur so sind sie verantwortungsvolle Eltern.

Es bleibt also spannend, was in den nächsten Wochen dies bezüglich geschehen wird.

October 23, 2008

Es geht weiter …

Filed under: Familie und Freunde, Projekttagebuch — Carmela @ 3:09 am

Manche haben mich gefragt, ob ich keine Lust mehr habe, zu schreiben oder einfach keine Zeit oder so. Letzteres ist der Fall gewesen. Während der Woche komme ich so gut wie nicht zum Schreiben, weil ich auch Abendtermine habe und seit einer Woche habe ich dreimal die Woche auch noch Tagalog Unterricht. Und alles läuft irgendwie langsamer, d.h. die Zeit ist schon gefüllt, aber man brauch für alles viel mehr Zeit bzw. man lässt sich die Zeit, ob es die Kassiererin an der Kasse ist und vor allem die Anfangszeiten der Termine. Viel Zeit verbringe ich mit warten.

In den letzten zwei Wochen habe ich vormittags ca. 70 Berichte der Gerichtsanhörungen der Jungs geschrieben, weil die Sozialarbeiterin, die dafür zu ständig ist seit April im Rückstand war. Sie ist oft auf „field work“, also außerhalb unterwegs auf Anhörungen, Heimbesuche bei den Angehörigen. Deshalb sind die Berichte liegen geblieben. Ich habe also alle ihre Wochenberichte seit dieser Zeit durchforstet und die Ergebnisse der Anhörungen zusammen gefasst für die Akte, weil das Sozialamt regelmäßig vorbei kommt und die Unterlagen überprüft.

Mittlerweile bin ich gebeten worden, für die Jungen, die nicht in die Schule gehen – das sind die meisten – praktisch orientierte Module zum Thema interpersonale Kommunikation auszuarbeiten und sogenannte „Skills of Life“ (Soziale Fähigkeiten für’s Leben). Neben den nichtformalen Unterricht, der bestimmte Themen anspricht, wie z.B. Müllverarbeitung, Umweltschutz, Drogen und –missbrauch, soll künftig diese Module durchgeführt werden. Seit dieser Woche bin ich also damit fertig geworden und muss sie nur noch mit dem Projekt Koordinator absprechen.

Meine Nachmittagsaktivität für die out of school youth (Jugendliche, die nicht die Schule besuchen) der Mädchen laufen sehr gut. Die Gruppendynamik war das Problem, weil wie letzte Woche, die ganzen Grundschuljugendlichen Semesterferien hatten (für 2 Wochen) und dann auch dabei waren, neben meinen 6 Jugendlichen, die ich sonst betreue. Wir haben alle Jüngeren (unter 13 Jahre) aussortiert und eine Erzieherin hat sich dann um die gekümmert. Ich behandle mit denen Themen wie z.B. „Zuhören“ (im empathischen Sinne), „Aufbauende Aussagen und Gesten – Niedermachende Aussagen und Gesten“, „Respektiere dich selbst und andere“, „Ich bin verantwortlich für mich und andere“, „Was – Warum – Wie – Botschaften“ usw. Alles ist mit Übungen und viel Interaktion verbunden. Spiele vor, nachher und zwischen durch sind ein Muss dabei. Puh, echt gut, dass ich in der Kinder- und Jugendarbeit tätig war … denn die lieben die deutschen Kreisspiele! Manche sind denen bekannt, mit kleinen (philippinischen) Varianten.

Also, meine Zeit ist gut gefüllt und erfüllt mich auch sehr!

Liebe Grüße,

Eure Carmela.

October 17, 2008

Und Tschuess!

Filed under: Land und Leute, Projekttagebuch — Carmela @ 3:36 pm

… haben sich vier der neuen Maedels Heute gedacht und sind weg gelaufen zusammen mit einem anderen, die schon Vorgestern versucht hat, waehrend der Schule weg zu laufen. Bei den neuen war es ja nur eine Frage der Zeit, denn sie haben mir staendig bei der Nachmittag Aktivitaet gefragt, ob ich sie denn nicht mit nach Manila nehmen kann, wenn ich wieder dort hin fahre, denn die kommen von da. Ich habe denen natuerlich erklaert, dass das nicht geht, denn sie sind ja in der Obhut von PREDA, was sie aber ueberhaupt nicht wollen. Sie vermissen ihre Eltern und die Familie so sehr, und als sie Gestern dann auch noch Besuch von ihren Sozialarbeiterinnen azs Manila hatten, die ihnen erklaert haben, dass sie zunaechst fuer etwas laenger hier bleiben, war natuerlich die Stimmung auf Null.

Als ich um 14 Uhr meine Nachmittagsveranstaltung starten wollte und zu denen ins Heim ging, das in der Regel verriegelt ist, waren alles Maedchen, die in Frage kamen, im Fernsehzimmer, ausser eben die grossen neuen Maedchen, die ich jedoch ca. 40 Min. vorher noch gesehen dort im Raum gesehen habe, weil ich mir ein Bild von der Anzahl machen wollte. Ich habe dann die Erzieherin gefragt, wo denn die Grossen seien, wurde sie was stutzig, denn in den letzten Wochen gab es ein paar Maedels, die einen Abgang gemacht haben, jedoch alle wieder zurueck sind. Die 5 sind haben die Hintertuer vom Schlafsaal aufgebrochen und sind hinten rum raus. Zwei Sozialarbeiterinnen haben dann alles mal abgesucht bis in die Stadt, weil dort der Busterminal ist Richtung Manila, jedoch erfolglos. Ich hoffe, dass es denen gut geht.

Wenn ein Maedchen weglaeuft, dann in der Regel zurueck zur Familie, insofern es sich mit dieser versteht. Die Eltern melden auch in den meisten Faelle, dass das Kind bei ihnen angekommen ist. Da die Sozialarbeiterinnen in Manila ebenso Bescheid von PREDA bekommen, schauen die auch dann vor Ort mal nach. Manche Eltern fahren ihre Kinder auch selbst zurueck ins Heim, oder eine Sozialarbeiterin von hier holt das Kind ab.

Es ist fuer uns schwer nachvollziehbar, warum viele Kinder zurueck zu ihren Familien wollen, die sie in die Prostitution verkauft haben. Aber das ist die Kultur hier: man sorgt und kuemmert sich hier um die Familie, auch wenn man noch Kind ist. Und wenn es Prostitution ist, dann auch gut, solange man der Familie damit helfen kann. Die Eltern leben dies auch staendig vor und sagen den Kindern, dass sie dazu beitragen muessen, dass was zu essen da ist und sie was zum Ueberleben haben. Deshalb ist es auch so schwer, den Maedchen klar zu machen, dass ihre Eltern sie vernachlaessigt haben und diese etwas Verbotenens getan haben, wenn sie Minderjaehrige fuer Sex verkaufen. Es ist fuer sie nicht verstaendlich, dass sie Schutzbefohlene sind und nicht sie, sondern ihre Eltern sich um das Wohl der Kinder kuemmern muessen. Aber das den armen Familien hier klar zu machen, ist nicht so einfach. Vier von den 5 Weggelaufenen haben bis vor Kurzem in Sexbars in Manila gearbeit. Sie sind zwischen 14 und 17 Jahre alt.

Deshalb ist Bestandteil der Reintegration in die Familie, dass alle eine Familientherapie machen und die Eltern und alle Geschwister Seminare besuchen. Oft mangelt es auch einfach an Aufklaerung und sowas wie Wertebildung. Wenn moeglich, sieht PREDA auch zu, dass die Eltern selbst eigenstaendig werden durch Arbeit. Je nach dem, wie die Familien kooperieren, ist eine Reintegration moeglich. Wir haben aber auch Maedchen aus der Prostitution, die im Zentrum sind bis sie eigenstaendig und unabhaengig sind, d.h., wenn sie ihre Schule / ihr Studium abgeschlossen und eine Arbeit haben. Wer moechte, bekommt von PREDA ein Stipendiat fuers College. Zur Zeit sind es vier aeltere Maedchen, die studieren.

Kinderprostitution

Eine Sozialarbeiterin von PREDA, die jetzt in Irland arbeitet, war ein ehemaliges PREDA Heimmaedchen. Missio in Aachen hat ihr Leben ein wenig dokumentiert, da sie die erste war, die einen deutschen Sextouristen erfolgreich vors Gericht gebracht hat. Es sind jaehrlich ca. 400.000 Deutsche, die ueberwiegend nach Thailand, Philippinen, Indien und Kambodscha reisen mit dem einen Ziel: schnellen, billigen Sex! D.h. alle diese Menschen (ueberwiegend maennlich) tragen zur Ausbeutung von hunderttausenden von Kindern bei und unterstuetzen aktiv den Menschen- vor allem Kinderhandel. Kinderprostitution wird hier mit bis zu 30 Jahren geahndet und Vergewaltigung eines Kindes unter 12 Jahren sogar mit der Todesstrafe. Vermehrt wird es fuer Sextouristen schwieriger, sich mit Minderjaehrigen einzulassen. Denn es gibt mittlerweile Gesetze und bilaterale Abkommen, die ermoeglichen, dass man aufgrund von Beobachtungen, Sextouristen anzeigen und ueberfuehren kann. Es ist verboten, als Erwachsener ein philippinisches minderjaehriges Kind mit aufs Hotelzimmer zu nehmen. Viele Hotels und Pensionen haben diese Hinweisschilder mittlerweile auch. Auf der anderen Seite berichtet jeder Taxifahrer in Cebu City, bereits einen auslaendischen Gast mit einem minderjaehrigen phil. Kind gefahren zu haben. Oder unter der Hand wird in manchen Hotels fuer die auslaendischen Gaeste trotz aller Gesetzgebung “etwas” moeglich gemacht. Es ist weiterhin einfach, Sex mit Minderjaehrigen zu haben, denn von zu vielen, die es verhindern koennten, wird es gebilligt und das geht bis in die hohen Aemter einer Stadt, denn schliesslich ist es eine Form von Tourismus und das belebt bekanntlich die Konjunktur.

Die Nachfrage ist also weiterhin sehr gross vor allem hinsichtlich der Kinderprostitution. Gewiss traegt die wirtschaftliche Lage der Familien hier dazu bei, dass sich Kinder prostituieren muessen oder geschickt werden. Es geht ums Ueberleben, nicht darum, sich ein wenig was dazu zu verdienen, sondern einfach nur ums Ueberleben. Nach Zeitungsberichten gibt es sogar Kinder, die sich fuer sauberes Wasser prostituieren.

Wer sich ein wenig mehr ueber das Thema informieren moechte, dem empfehle ich vor allem die PREDA Homepage und die Aktion Schutzengel von MISSIO Aachen.

October 14, 2008

Zurueck in Deutschland …

Filed under: Familie und Freunde — Carmela @ 2:14 pm

… ist meine Mama seit Mittwoch! Sie ist am Dienstag Abend von Manila aus zu Euch ins kalte Deutschland gefolgen. Wir haben uns am Wochenende noch gesehen, und jetzt muss ich erst ganz lange warten bis wir uns dann wieder sehen (8 Monate!) :-(  Ihr geht es aber gut, nachdem sie mit 8 stuendiger Verspaetung in Frankfurt angekommen ist. Es war echt schoen, sie so oft noch gesehen zu haben bevor sie wieder zurueck gefolgen ist.

Das bedeutet auch, dass ich jetzt an den Wochenenden Zeit habe, entweder was im Zentrum zu machen oder die Gegend und so mal zu erkunden, denn da bin ich bislang noch gar nicht zu gekommen. Nicht einmal die super tollen Staende von Subic Bay kenne ich. Kommt noch alles …

O.k., Euch allen liebe Gruesse!

Eure Carmela.

October 13, 2008

Father Shay ist wieder da!

Filed under: Projekttagebuch — Carmela @ 3:22 pm

… und alles ist ganz anders. Er ist in der Nacht auf Montag angekommen und war auch beim Morgen Meeting. Father Shay Cullen war die letzten vier Wochen in Europa auf “Tour”, hat ein paar Preise für PREDA entgegen genommen und die Organisation weiterhin promotet. Seit Dienstag spricht er immer ganz ganz klare Worte beim Meeting und machmal schimpft er auch richtig. Und er spricht so fließend Tagalog, dass es echt schon komisch wirkt. Jedoch ist der englische Einfluss ganz stark zu hören. Am 15.10. ist er 40 Jahre auf den Philippinen, da sollte man dann auch gut Tagalog können!

Bislang hatte ich nur Tür- und Angelgespräche mit ihm gehabt und eben e-mail Wechsel. Er liest wirklich die Wochenberichte aller 75 Mitarbeiterinnen und gibt Feedbacks dazu. Bin echt beeindruckt! Wir wollen uns mal treffen, wenn es was ruhiger geworden ist, weil im Moment noch eine Reise nach Bogota ansteht.

Bin mal gespannt, wie sich das noch alles so entwickeln wird hier. Mir gefällt diese deutliche Art an ihm.

Neue Mädchen bei PREDA

Filed under: Projekttagebuch — Carmela @ 3:19 pm

Seit Freitag Abend haben wir neue Mädchen im Zentrum (5 kommerziell sexuell Ausgebeutete und eine sexuell Missbrauchte), wobei eine vor eine Woche weg gelaufen ist und die Mutter sie nun wieder zurück ins Zentrum geschickt hat. Die Mädchen möchten, wenn sie ganz neu hier sind, in der Regel nach Hause, jedoch ist ihr Aufenthalt ein Beschluss des Gerichts oder des Sozialamtes, wo gegen sich auch die Eltern nicht wehren können. Nach ein wenig Eingewöhnungszeit geht es dann auch mit dem Heimweh, vor allem wenn sie Heimbesuche machen dürfen und die Familien sie im Zentrum besuchen. Manche möchten auch dann zu ihren Familien, obwohl sie von den Eltern in die Prostitution geschickt wurden. Für uns fehlt da jegliches Verständnis, jedoch die Mädchen sehen darin eine Möglichkeit, ihren Familien zu unterstützen. Wenn man sie nach ihren Wünschen fragt, dann kommt in der Regel die Antwort: Eine Arbeit zu haben, damit ich meiner Familie helfen kann. Zwei Mädels (14 und 16 Jahre) wollte nach Hause, um endlich zu arbeiten, damit sie ihren Familien Essen kaufen können. Wir haben denen dann erklärt, dass nicht sie als Kinder sich darum kümmern müssen, sondern dass es die Sorge und Verantwortung der Eltern ist, sich um die Familie zu kümmern. Und dass sie gefälligst schön weiter die Schule besuchen sollen. Denn je höher ihr Abschluss sein wird, desto eher können sie ihren Familien später, wenn sie erwachsen sind, helfen. Sie konnten das einsehen, jedoch sind viele Eltern nicht sonderlich kooperativ. PREDA versucht den Familien zu helfen, z.B. ein kleines Geschäft zu eröffnen (sowas wie einen Minikiosk). Der ganze Fair-Trade Bereich von PREDA hat nur den einen Zweck, gegen Armut zu kämpfen, indem gerade die arme Landbevölkerung dazu angeleitet werden, selbständig zu werden durch Handarbeiten oder Mango- und Bananenanbau zu fairen Preisen. Also, wer immer noch meint, dass Fair Trade nur eine gut gemeinte Idee ist, lebt leider in einer sehr beschränkten und arroganten Welt! Die Armut ist sowohl bei den Mädchen, wie auch bei den Jungen der Grund, warum sie entweder kriminell geworden sind oder sexuell ausgebeutet. Wenn ein Mädchen mal auf Heimatbesuch ist, dann fragen die Eltern oft: Hat PREDA dir Geld mit gegeben? Die Integration der Mädels wird in der Regel durch Familientherapien und Seminare für die ganze Familie vorbereitet. Manche Kinder wollen gar nicht zurück, weil die Situation zu schwierig ist. Ich bin in zwei Wochen mit der Gruppen von Mädels, die aus Manila kommt, unterwegs, wenn sie ihren Heimatbesuche haben. Das ist in Regel ein Besuch von ein paar wenigen Stunden zusammen mit einer Sozialarbeiterin, die die Situation zu Hause überprüft und sich mit der Familie unterhält.

October 10, 2008

Konferenz für kommerziell sexuell ausgebeutete Kinder (CSEC)

Filed under: Fotos, Projekttagebuch — Carmela @ 3:08 pm

Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher Polizeistationen, Sozialarbeiterinnen, Frauenorganisationen haben an dieser Konferenz der Region Bataan (Nachbarregion von Zambales, zu der PREDA gehört) teilgenommen. Veranstaltungsort war hier im Zentrum. Eine höchste spannende Veranstaltung war das, mit Vorträgen am Vormittag und Workshops am Nachmittag. Ziel war, noch effektiver die kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen zu bekämpfen.

Für mich anz neu und total interessant war der Vortrag über die rechtliche Lage von Menschenhandel jeglicher Art, die von einer Rechtsanwältin von UNICEF vorgestellt wurde.

Ein paar Fotos hier.

October 9, 2008

Fotos

Filed under: Fotos, Land und Leute — Carmela @ 3:35 pm

Hab ein paar Fotos ergänzt unter “Mein neues Zuhause”.

October 8, 2008

Internationaler “No Prostitution Day”

Filed under: Projekttagebuch — Carmela @ 3:12 pm

… war am Mittwoch. Wahrscheinlich bekommen wir von solchen Tagen nichts mit, weil es uns recht wenig betrifft. Einige der PREDA MitarbeiterInnen, 6 unsere Mädchen, die Erfahrung damit gemacht haben und ein besonderer Fall von Sexsklaverei waren in Manila. Ich selbst habe beschlossen, im Zentrum zu bleiben, wegen meiner Aktivität mit den Mädchen am Nachmittag. Ach ja, es waren auch noch die Jugendlichen, die durch Öffentlichkeitsarbeit PREDA promotet, z.B. durch Theateraufführungen. Diese Jugendliche (AKBAY) sind keine Betroffenen bzw. PREDA Home Jugendliche – nur vereinzelt, sondern die sind durch Aufklärungsarbeit in den Schulen zu dieser Jugendformation gekommen. Es gibt eine nationale und internationale Theatergruppe innerhalb von AKBAY. Letztere ist bereits durch Europa getourt und waren auch in Sydney beim WJT. Also, diese Jugendliche kommen aus anderen Lebensverhältnissen, als unsere Mädchen und Jungen im Zentrum. Bei solchen Events sind die natürlich dabei. Das war eine „Rally“ – so nennen die das – also eine lautstarke Demonstration, bei der die Jugendlichen Trommeln und alle möglichen Krachmacher mitgenommen haben und ständig „No Prostitution“ gebrüllt und dabei getanzt haben. Es waren knapp über 400 vor der City-Hall. Das ist nicht viel, was mich nicht gewundert hat, denn das Thema ist zwar offensichtlich, jedoch ist die Mentalität des Stillschweigens sehr groß hier.

October 6, 2008

Damit die Toten nicht verhungern

Filed under: Familie und Freunde, Fotos, Land und Leute — Carmela @ 2:57 pm

Am 6.10. wäre der Geburtstag meines Papas. Zu diesem Anlass wurde ein Gebet organisiert, zu dem dann ganz viele Menschen eingeladen wurden. Es wird besonders gekocht, dann betet man zunächst gemeinsam – d.h. Rosenkranz, und Mama hat der Vorbeterin Bescheid gegeben, dass es auf Englisch sein soll und nicht im Dialekt. Anschließend sitzt man zusammen und unterhält sich. Manchmal endet das auch in Karaoke und Spielen. So habe ich den Montag frei genommen, mich in den Bus gesetzt und bin die 7 Std. in die Provinz meines Vaters gefahren. Leider konnte ich nicht bis zum Abend bleiben, weil der letzte Bus nach Olongapo um 16 Uhr ging. Und damit auch der Verstorbene nicht verhungert, bekommt er kleine Schälchen und Becherchen vor sein Bild gestellt. Normaler Weise macht man diese Feier an dem Grab. Man stellt einen Pavillon vor das Grab und organisiert Essen und Trinken und bleibt den ganzen Tag am Grab. Das wird auch an Allerheiligen so gemacht. Da kann es auch passieren, dass manche im Halloween Kostüm auf dem Friedhof erscheinen.

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